Osternacht für zuhause

Für alle, denen morgen früh etwas fehlen würde, habe ich versucht, eine kleine

„Liturgie der Osternacht für zuhause“

zusammenzustellen.

Wer also morgen früh nicht mehr schlafen kann oder will, mag sich um 6.00 Uhr zuhause eine Kerze, diese Ordnung und den Impuls nehmen, das Gesangbuch und eine Bibel dazu und dann mit mir und vielen anderen verbunden, der Auferstehung unseres Herrn gedenken.

Die Ordnung gibt es hier; den Impuls gibt es hier zum Herunterladen:
Kleine Liturgie der Osternacht für zuhause
Impuls zur Osternacht 2020

Statt des sonst üblichen gemeinsamen Frühstücks bietet sich morgen nach der Osternacht ein Oster-Spaziergang in den neuen Morgen hinein an.

Oder für alle, die meinen, etwas länger schlafen zu wollen:

  • ZDF-Fernsehgottesdienst um 9.30 Uhr mit unserer Präses Annette Kurschus aus Ingelheim am Rhein
  • #Osternvombalkon: Der „Osterflashmob“ um 10.15 Uhr (direkt im Anschluss an den Fernsehgottesdienst): mit „Christ ist erstanden“ (EG 99). Zuhause am Fenster, auf dem Balkon, im Garten, im Wald, auf dem Hof oder auf der Straße mit dem Trichter oder der Stimme gegen den Wind.
  • Ostergottesdienst des Kirchenkreises Vlotho um 11.00 aus der Vlotho-Valdorfer Kirche, den ich gestalten darf: Gottesdienst per Livestream
Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay

Blühendes Kreuz in Holtrup

Im Familien-Gottesdienst am Ostersonntag in Holtrup stand – im wahrsten Sinn des Wortes – das blühende Kreuz im Mittelpunkt, um deutlich zu machen, dass Ostern neues Leben bedeutet. Vielen Dank an das Team um Ingrid Wilmsmeier und an Angela Lehmann für die Fotos:

Derbysieg: Das Leben gewinnt gegen den Tod

Predigt-Icon5P:    Der Herr ist auferstanden!   G:    Er ist wahrhaftig auferstanden.
Deshalb: Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder in Christus! Liebe Gemeinde am Ostermontag!

Zu Beginn des Gottesdienstes haben wir Ida getauft – heutzutage in der evangelischen Kirche wird das eher unspektakulär vollzogen, es sei denn, der Täufling schreit wie am Spieß, dann zerrt das an den Nerven der übrigen Gottesdienstbesucher. Dabei ist das, was bei der Taufe eigentlich passiert, so dramatisch wie kaum ein anderes Geschehen. Es geht um nichts weniger als um Sterben und Auferstehen. Sterben natürlich nicht in echt, nicht leibhaftig; aber eben in geistlich-zeichenhafter Form.

Bei den Taufen, die im Neuen Testament geschildert werden, war es ebenso selbstverständlich wie bei den Kindertaufen bis in die Zeit der Reformation hinein: der Täufling wurde komplett untergetaucht. Das Wasser schloss sich über ihm – und so wurde deutlich gemacht: der Täufling stirbt mit Christus und wird mit Christus begraben. Und dann wurde der Täufling wieder aus dem Wasser herausgehoben: der Täufling wird dem Leben wiedergegeben, er hat eben auch Anteil an der Auferstehung Jesu Christi; und zwar nicht nur später einmal nach diesem irdischen Leben, sondern schon jetzt in diesem Leben.

Das macht die Taufe zu einem so entscheidend wichtigen Geschehen: Es verändert die Wirklichkeit eines Menschen. Auch wenn wir unser ganzes Leben Menschen dieser Welt bleiben, mit Ecken und Kanten, oft genug auch mit Problemen und Macken, so sind wir durch die Taufe immer auch schon Menschen, die aus dieser ganz anderen, dieser himmlischen Wirklichkeit her leben. Von dort, aus dieser himmlischen Welt bekommen wir unsere Kraft, unser Leben zu gestalten: das Schwierige zu bestehen, das Schöne und Fröhliche dankbar zu genießen. So ist die Taufe das Sinnbild für das Pascha-Mysterium, das Ostergeschehen insgesamt: mit dem Untertauchen erlebt der Täufling Karfreitag; indem er aus der Taufe gehoben wird, erlebt er die Auferstehung.

Für uns ist diese existenzielle Dimension der Taufe heute kaum noch nachzuvollziehen, denn die Menge des Wassers, mit dem ein Täufling heute bei uns übergossen wird, macht die Todessituation für den Täufling nicht mehr deutlich – auch wenn der hiesige Pastor ja dafür bekannt sein soll, dass die Umgebung des Taufbeckens hinterher trocken gewischt werden muss.

Auf eine ganz andere Weise wird uns die Bedeutung und der Zusammenhang von Taufe und Auferstehung durch den Apostel Paulus noch einmal in einem ganz anderen Bild nahe gebracht. Es ist ein ganz alltägliches Bild, das Paulus benutzt, um zu beschreiben, was bei der Taufe passiert: Paulus stellt uns das Anziehen eines Kleidungsstückes vor Augen.

So alltäglich dieses Bild ist, so hat es doch eine ganz besondere Aussagekraft. Die lässt sich am einfachsten mit unserem schönen, so bekannten Sprichwort „Kleider machen Leute!“ beschrieben. Ich weiß nicht, wer es schon einmal bei sich oder bei anderen beobachtet hat: Männer in einem Jogging- oder Hausanzug stehen anders da und verhalten sich anders als Männer, die einen Anzug tragen; Frauen in einem langen Abendkleid oder in einem engen Cocktailkleid stehen anders da und verhalten sich anders, als wenn sie Jeans und T-Shirt tragen. Und auch für mich als Pastor macht es einen großen Unterschied, ob ich einfach so hier stehen würde oder ob ich Talar oder Albe trage. Wie man sich kleidet, so verhält man sich auch. Und eben dies hat Paulus vor Augen, wenn er die Taufe in seinen Briefen so beschreibt:

Im Brief an die Galater (3,27): Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. Und im Brief an die Epheser (4,23): Erneuert euch aber in eurem Geist und Sinn und zieht den neuen Menschen an, der nach Gott geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit. Und im Brief an die Kolosser (3,12): Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

Getauft werden – das heißt für Paulus: Jesus und damit Jesu Wesen wie ein Kleidungsstück anziehen und sich dadurch das eigene Leben und Handeln von Jesus bestimmen und gestalten lassen. Das Taufkleid, das den Täuflingen angezogen wurde und manchmal noch angezogen wird, ist das sichtbare Zeichen für diese Verwandlung eines Menschen, die sich mit der Taufe vollzieht.

Das Bild vom Anziehen eines neuen Kleidungsstückes und einer Verwandlung, die geschieht, ist für Paulus aber auch eine Möglichkeit, sehr grundsätzlich von der Auferstehung der Toten zu sprechen; also von dem, was sich mit Worten direkt gar nicht beschreiben lässt, weil weder Paulus noch irgendein anderer es selber schon erlebt hätte. Aber Paulus hat doch seine Vorstellungen, die er für die Gemeinde in Korinth in Worte und eben dieses Bild fasst.
In Korinth hatte es große Verunsicherungen gegeben, weil andere erzählt hatten, es gäbe gar keine Auferstehung der Toten: weder bei Christus noch für die Christen. Und so muss Paulus in einem ganzen faszinierenden Kapitel seines Briefes den Korinthern klar machen, dass die Auferstehung kein Hirngespinst ist – weder die von Jesus noch die der Christen. Die Situation damals war wohl unserer Situation heute nicht unähnlich.

Den Abschluss seiner Argumentation haben wir als Schriftlesung gehört. Paulus setzt zu einem furiosen österlichen Schlussspurt an: Wie geht das denn, wenn Lebende und schon Gestorbene in Gottes himmlischem Reich zusammenkommen sollen? Auch hier wählt Paulus das Bild vom Anziehen eines besonderen Gewandes. Wie das aussieht, sagt er nicht, er sagt auch nicht, wie es geschieht. Er weiß nur: Das bisher Vergängliche wird durch diese neue Bekleidung mit Unvergänglichkeit überkleidet, das bisher Sterbliche wird in Unsterbliches verwandelt und hat so Zugang zu Gottes himmlischem Reich. Wann das sein wird? Auch Paulus weiß es nicht.

Nur eines ist für Paulus unbestreitbar: Auch wenn der Tod als das Ende dieses menschlich-irdischen Lebens noch zu seiner Zeit und bis heute Wirklichkeit ist: Seit dem Ostersieg Jesu hat der Tod nicht mehr das letzte Wort. Seit dem Ostersieg Jesu ist eben nicht das unendliche Todesdunkel des Grabes die Fortsetzung des menschlichen Lebens, sondern die Oster-Wirklichkeit des göttlichen Lebens.

„Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ – Die überschwägliche, ja geradezu schadenfrohe Freude, mit der Paulus hier den Tod direkt anspricht, spiegelt das sichere Wissen des österlichen Sieges. Ich kenne nur eine Situation, die sich mit der Stimmung vergleichen lässt, in der Paulus jetzt ist. Diese Situation ist der Derbysieg im Fußball oder im Handball: Möllbergen gegen HSG, GWD gegen Nettelstedt, Dortmund gegen Schalke oder jeweils umgekehrt. „Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?“ Derbysieg des Lebens über den Tod.

So sind die Auferstehung von den Toten und die Taufe gewissermaßen nur die beiden Seiten ein und derselben Medaille. So ist Taufe die österliche Gewissheit, dass wir mit dieser Welt Gottes schon jetzt verbunden sind und aus ihr leben. Amen.