Prophet: Höret doch, was der HERR sagt:
JHWH: Mach dich auf, führe deine Sache vor den Bergen und lass die Hügel deine Stimme hören!
Prophet: Höret, ihr Berge, wie der HERR rechten will, und merkt auf, ihr Grundfesten der Erde; denn der HERR will mit seinem Volk rechten und mit Israel ins Gericht gehen!
JHWH: Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir! (kleine Pause)
Habe ich dich doch aus Ägyptenland geführt und aus der Knechtschaft erlöst und vor dir her gesandt Mose, Aaron und Mirjam.
Mein Volk, denke doch daran, was Balak, der König von Moab, vorhatte und was ihm Bileam, der Sohn Beors, antwortete; wie du hinüberzogst von Schittim bis nach Gilgal, damit ihr erkennt, wie der HERR euch alles Gute getan hat.
Einzelner: Womit soll ich mich dem HERRN nahen, mich beugen vor dem hohen Gott? Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern?
Wird wohl der HERR Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl?
Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?
Prophet: Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.
(Micha 6,1-6, Luther 1984)
Was wir da eben gehört haben, war der Predigttext – ein Abschnitt aus dem Propheten Micha, aus dem Kapitel 6 die Verse eins bis acht. Den Anfang habe ich zum besseren Verständnis mit dazu genommen, der eigentliche Predigttext sind die Verse ab den Fragen, die der Einzelne dem Propheten stellt.
Und so sei Gnade mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Bemühen im Reden und Hören. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Es war mitten auf dem Meer. Die Reise hatte sehr schön angefangen, aber dann war Sturm aufgezogen, das Land und der schützende Hafen waren unerreichbar. Und so blieb das Segelschiff mit seinen paar Mann Besatzung auf sich alleine gestellt. Der Skipper stand selbst am Steuer und je stärker die Winde und je höher die Wellen wurden, desto unsicherer wurde sogar er. Immer fahriger sah er zum Kompass und nach den Segeln, immer gehetzter wurde sein Blick. Schließlich übergab er das Steuer einem anderen aus der Besatzung und rannte zum Niedergang und verschwand in seiner Kajüte. Der Schiffsjunge sah nur noch, wie er eine Schublade aufriss und hineinsah. Dann schlug das Schott zu.
Kurze Zeit später kam der Skipper wieder auf Deck und übernahm wieder das Steuer. Mit neuer Sicherheit blickte er auf Wind und Kompass und richtete das Schiff aus. – Als nach einiger Zeit der Wind nachließ und der Sturm überstanden war, fragte ihn einer aus der Mannschaft: „Sag mal, Skipper, was hast Du denn da unten gemacht, was hast du da gefunden?“ „Ich habe etwas nachgelesen, ich brauchte ein Erinnerung an das, was in der Seefahrt wirklich wichtig ist,“ antwortete der Skipper. „Und was war das?“ Die Leute machten große Augen. „Nichts besonderes,“ bekamen sie zu Antwort. „Da steht: Backbord ist links und Steuerbord ist rechts.“
Liebe Schwestern und Brüder!
Als der Skipper mehr und mehr den Grund untere den Füßen verlor tat er das einzig richtige: Er besann sich auf das Grundsätzliche, das Wesentliche. Und als er das wieder sicher hatte, konnte er seine Mannschaft durch die gefährliche Situation führen. Das absolut Grundsätzliche und Wesentliche im Leben – das ist das entscheidende, das Menschen brauchen, wenn es eng und wackelig wird.
Auch wir kennen das, es ist ja nichts Neues. Wenn uns der Boden unter den Füßen zu entgleiten droht, wenn wir in Bedrängnis kommen oder keinen Halt mehr finden, dann helfen keine ausgeklügelten System mehr, dann brauchen wir etwas Handfestes, an dem wir uns festhalten und neu ausrichten können.
Das Volk Israel ist in einer solchen Situation, es hat mit schwerer See zu kämpfen und verliert immer mehr seine Standfestigkeit und die Orientierung. Denn es steht vor Gericht. Der, der anklagt ist Gott. Und doch – es ist nicht so sehr ein Anklage, für mich klingt es viel mehr nach einer Klage: Da ist einer der anklagt, weil er unendlich traurig ist: Was habe ich dir getan, mein Volk, und womit habe ich dich beschwert? Das sage mir!“ Und es folgt eine Pause, in der Gott auf eine Antwort wartet, die aber nicht kommt. Und dann geht es weiter: Gott erinnert daran, was von seiner Seite doch schon alles getan wurde: aus Ägypten hat er sein Volk geführt und es beim Zug durch die Wüste bewahrt. Bis ins gelobte Land hat er es gebracht und auch weiter bewahrt. Freiheit statt Sklaverei und Bewahrung statt Untergang, das sind die entscheidenden Stichworte: Freiheit und Bewahrung. Und es ist doch nicht so, dass das Volk sich zuerst die Zuwendung und Hilfe Gottes hätte verdienen müssen. Gott war in Vorleistung getreten und hatte zuerst gehandelt: „Damit ihr erkennt, wie der Herr euch alles Gute getan hat.“ Israel sollte doch nur antworten.
Warum war es nötig? Alles das, was Gott mit seinem Tun hatte möglich machen wollen: das friedliche Miteinander der Menschen, das Leben in Freiheit und gegenseitiger Achtung – alles das drohte zu kippen und zu kentern. Oder es war schon gekippt: Auch damals hatten die Global Player alles unter sich aufgeteilt, war die Achtung vor den Menschen der Sehnsucht nach dem Gewinn und dem kurzfristigen Erfolg gewichen. Wir heute erschrecken über den Klimawandel, den Ausverkauf der Schöpfung in unserer Zeit. Wir erschrecken über den Unfrieden, die Spirale der Gewalt, den internationalen Terrorismus, aber auch seine Wurzeln. Wir erschrecken über die himmelschreiende Ungerechtigkeit und hören die mahnenden Worte des Bundespräsidenten über den Hunger in der Welt. Trotzdem: Der Angeklagte, das Volk, bleibt der Umworbene. Gott will vor Gericht keine Trennung durchsetzen, sondern eine Antwort einfordern.
Einer – vielleicht steht er für das ganze Volk – ist da, der möchte wohl gerne, er erkennt, wie weit weg er von Gott ist: „Was soll ich tun, wie soll ich mich Gott wieder nähern?“ fragt er. „Womit kann ich mir die Nähe Gottes verdienen?“ Und er bietet das geradezu unmenschliche an, zählt verschiedene Opfersorten auf – bis hin zum Opfer der Erstgeborenen: „Soll ich mich ihm mit Brandopfern nahen und mit einjährigen Kälbern? Wird wohl der HERR Gefallen haben an viel tausend Widdern, an unzähligen Strömen von Öl? Soll ich meinen Erstgeborenen für meine Übertretung geben, meines Leibes Frucht für meine Sünde?“ Was zählt denn nur, was hat Bestand, damit ich nicht untergehe in meiner Welt, damit ich nicht aus der Beziehung zu Gott herausfalle?
Er bekommt eine Antwort durch den Propheten. Wie so oft ist sie ganz einfach und gar nicht übermenschlich in ihren Forderungen. Wie so oft ist das, was dieser unendliche und unbegreifliche, dieser unfassbare und unanfassbare Gott haben möchte, ganz naheliegend und fassbar, ganz einfach. Es besteht aus einem einfachen Dreischritt, den der Prophet dem Fragenden und damit dem Volk im Auftrag Gottes sagt: „Es ist dir gesagt Mensch, was gut ist und was der Herr von dir fordert: Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.“ Eine kurze Erinnerung und drei Schritte, mehr braucht es nicht.
Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist – Das ist die Erinnerung: Ihr wisst es doch schon – Ihr zur Zeit des Propheten Micha und Ihr 2500 Jahre später im Jahr 2007. Was fordert Gott denn von dir außer … Ich sage es ganz bewusst so befreiend einschränkend: Was fordert Gott denn von dir außer Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott. Viel ist das doch nicht: Was sonst außer Gerechtigkeit tun, Güte lieben und in Demut mit deinem Gott durch‘s Leben gehen. So kann man auch übersetzen. Also die drei Schritte:
Der erste: Gottes Wort halten – Gerechtigkeit üben. Martin Luther hat mit dem Begriff „Gottes Wort“ das hebräische Wort für Gerechtigkeit sehr frei übersetzt – aber was ist die Gesamtheit von Gottes Wort denn anderes als Gerechtigkeit. Wer sich die Auslegungen zu den Geboten im hinteren Teil der Kirche ansieht, die wir vor einer Woche mit den Konfirmanden besprochen haben; wer Jesu Aussagen zum Höchsten Gebot ernst nimmt: Gott von ganzem Herzen lieben und den Nächsten wie sich selbst; wem klar wird, dass er oder sie Gottes Liebe nicht für sich gepachtet hat, sondern dass Gott den Menschen neben mir ebenso liebt wie mich – dem wird schnell deutlich werden: Gottes Wort ohne Blick auf den Nächsten gibt es nicht – kann es nicht geben. Und die Nächsten sind die, die Gott uns an die Seite stellt oder uns in den Weg legt – die Armen in der 2/3-Welt und die gestrauchelten und Gefallenen, nicht die, die wir uns um unseres Vorteils willen aussuchen.
Der zweite Schritt: Liebe und Güte üben – Augustin hat gesagt: Liebe, und tu was du willst. Paulus wusste: Die Liebe ist die größte unter ihnen. In der goldenen Regel, einem anderen jener Sätze Jesu, klingt es ebenso leicht: Was ihr wollt, das euch die Menschen tun, das tut ihnen auch. Bitte nicht, wie es umgangssprachlich falsch sich eingeprägt hat: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu. Das bleibt bei sich und enthält weder Liebe noch Güte.
Der dritte Schritt: in Demut mit deinem Gott durch‘s Leben gehen; die Beziehung zu Gott nicht abreißen lassen in dem Wissen, dass er größer ist als ich und meine Möglichkeiten, dass er aber auch größer ist als alles, was mich bedrängen und ängstigen will. Wer demütig wandelt, der geht in großer Gelassenheit. Da kommt etwas in Fluss, in Gang, was Gott längst schon in Gang gebracht hat. Da ist Bewegung, Lebendigkeit, jeden Tag und Moment aufs Neue.
Drei Schritte: Nichts sonst außer Gerechtigkeit tun, Güte lieben und in Demut mit deinem Gott durch‘s Leben gehen. Auf das Grundsätzliche besinnen in den Stürmen unseres Lebens: Die Gemeinschaft der Getauften in der Kirche hilft dabei, das Abendmahl lässt es uns spüren: Es zeigt uns Gottes Mitsein auf den Wegen des Lebens, besonders dann, wenn es alles so schwierig ist, dass einem der Boden unter den Füßen zu entgleiten droht. Das Abendmahl nimmt noch einmal in besonderer Weise auf, was uns gesagt ist. Es erinnert uns mit Worten und Zeichen an das eine, das lebendige Wort Gottes, an Jesus Christus. Indem wir es heute und immer wieder feiern, hören wir die Botschaft von der Liebe Gottes, die unter uns erschienen ist. Öffnen wir uns immer wieder neu für diese Botschaft, setzten wir für uns selbst immer wieder neu ein Zeichen und stellen wir uns deshalb in den Kreis um den Tisch Jesu, um zu erfahren, was uns gesagt ist, um zu erfahren, wie freundlich der Herr ist. Wohl dem, der ihm vertraut. Amen.
Bitte. Gerne geschehen! 🙂
Anonymous writes:
Vielen Dank 🙂
Silke
Hi Silke! Das sollte grundsätzlich und auch heute möglich sein. Hier die Angaben:Psalm:143 B (EG RWL 760.2, S.1189)Lieder:440 All Morgen ist ganz frisch und neu (Eingang)644 Vergiss nicht zu danken (vor der Predigt)658 Lass uns in deinem Namen die nötigen Schritte tun (nach der Predigt)404,1+6-8 Herr Jesu, Gnadensonne (Wochenlied, nach dem Glaiubensbek.)221 Das sollt ihr, Jesu Jünger, nie vergessen (vor dme Abendmahl)446, 8+9 Sprich Ja zu meinen Taten (vor dem Segen)
Anonymous writes:
Hi, ich hätte noch einen klitzekleinen Verbesserungsvorschlag: Wäre es vielleicht möglich, die im GD gesungenen Lieder und den Psalm mit anzugeben? Dann kann man das eine oder andere Lied auch noch mal nachlesen. Manchmal sind die Lieder ja mehr oder weniger unbekannt bzw. nicht so geläufig und so kann man sich dann noch besser mit den Texten auseinandersetzen. 💡
LG Silke