Konfirmation in Möllbergen (update): Foto und Predigt

Hier die Möllberger Konfirmandinnen und Konfirmanden am Tag vor der Konfirmation. Trotz vieler Versuche, die Konfis zum Lachen zu bringen, ist die Anspannung doch noch sichtbar. Im Anschluss die Predigt über die Konfirmationssprüche.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Vor allem: Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!

Es ist ein ganz besonderer Predigttext, der heute zu bedenken ist. Alle Unterteilungen der Bibel in Altes und Neues Testament, in Briefe, Evangelien und Ähnliches kommen hier und heute nicht zum Zug, denn es ist ein regelrechtes Sammelsurium von Versen der Bibel, von den Psalmen über den Propheten Jesaja bis zum 1. Korintherbrief. Es sind eure Konfirmationssprüche, die Ihr Euch ausgesucht habt.

Diese Sprüche sollen Euch ein ganzes Leben lang begleiten und Euch nahe sein; sie können Euch Inspiration sein und neue Gedanken geben, wenn ihr sie braucht; sie können eine Leitschnur sein, an der Ihr Euer Leben ausrichten könnt. Sie können Halt und Hoffnung geben in schwierigen und traurigen Zeiten; sie können zur Dankbarkeit Gott gegenüber helfen, wenn es Euch gut geht. Vor allem sollen und können sie – ähnlich wie bei Eurem Taufspruch oder später bei Eurem Trauspruch eines sein: ein Anknüpfungspunkt für das, was ich das Lebensgespräch mit Gott nenne, diese hoffentlich lebendige Beziehung zwischen Euch und dem großen Geheimnis des Lebens, das wir Gott nennen: der die Welt ins Sein gerufen hat, der in Jesus Christus in unsere Lebenswelt hinein gekommen ist, der durch den Heiligen Geist mit uns Kontakt aufnehmen und zu seiner Gemeinde verbinden will.

Beginnen möchte ich aber mit einem ganz anderen Vers, der Jahreslosung; die steht über dem Jahr eurer Konfirmation. Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht, glaubt an Gott und glaubt an mich. Wir haben sie eben am Anfang der Schriftlesung noch einmal gehört.

Es geht in diesem Vers nicht darum, dass Ihr einen dreifachen Befehl befolgen müsstet. Denn das Nicht-Erschrecken des Herzens kann man ebenso wenig selber machen, wie das An-Gott-Glauben. Nicht nur Martin Luther hat immer wieder darauf hingewiesen, dass Glauben auch Geschenk und Gabe und eben keine Leistung ist. Glaube an Gott und Jesus sind Geschenk und Gabe, die aber auch angenommen werden sollen und wollen. Wenn Jesus also so etwas zu seinen Jüngern sagt, dann eröffnet er mit einem solchen Segenswort einen ganz weiten Raum des Lebens, für die Menschen, die sich unter diesem Wort zusammenfinden.

Gewissermaßen der Fußboden für einen solchen Raum des Lebens, dieser Fußboden ist Jesus selbst. Der Apostel Paulus schreibt im 1. Korintherbrief im 3.Kapitel: Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Nur, wenn wir einen sicheren Stand haben, können wir darauf auch unser Leben aufbauen. Jonglageakte sind im Varieté oder bei Mr. Joy zwar schön anzuschauen, aber wer wollte ohne eine Form von Verlässlichkeit sein Leben gestalten. Auch bei Mr. Joy geht mal ein Ball verloren.

Bisher haben meistens Eure Eltern den Boden, diese Verlässlichkeit der Lebensgrundlage garantiert. Aber so schön es bei Eltern ist, irgendwann wird es ohne sie gehen müssen, später im Leben, vor allem auch in einer Partnerschaft wird es darauf ankommen, dass ihr ihr selbst seid. Paulus sieht Jesus zuallererst als Glaubensgrundlage, aber dadurch wird er gleichzeitig auch immer die Lebensgrundlage sein: eine Lebensgrundlage, die nicht vom Wert von Aktienkursen oder Renditen abhängt; eine Lebensgrundlage, die auch nicht von den Verwirrungen des menschlichen Miteinanders abhängig ist; eine Lebensgrundlage, die nicht zuallererst fragt, was bekomme ich. Jesus gibt vielmehr, er eröffnet Gemeinschaft, sein Wert wird anders gemessen als in Euro oder Dollar.

Wie wichtig das ist, wird immer wieder dann deutlich, wenn wir erkennen: Es sind immer wieder erstaunliche und manchmal sehr verschlungene Wege, die Gott seine Menschen führt. Oft wissen wir erst, wenn wir angekommen ist, warum im Leben manches so sein musste und warum es gut war, wie es war. Das Weisheitsbuch der Sprüche Salomos hat trotzdem versucht, das Leben der Menschen zu beschreiben, deren Wege Gott führt, und das Buch der Sprüche kommt zu einem erstaunlichen Schluss: Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt. So heißt es im 16. Kapitel.

Was auf den ersten Blick vielleicht wie Unselbstständigkeit gedeutet werden könnte: „Wenn Gott allein unsere Schritte lenkt, dann haben wir ja keine Freiheit.“ ist keine von Gott verordnete Unselbstständigkeit, es ist in meinen Augen etwas ganz Tröstliches und Beruhigendes: Was auch immer wir tun, auf welche Holzwege des Lebens wir uns auch begeben mögen, Gott begleitet uns auf unseren Wegen. Wir gehen sie nicht ohne ihn.

Das gilt, wenn ihr auf den Weg und das Leben vorausschaut, das vor euch liegt: In der Bibel ist es in hunderten von Variationen aufgeschrieben, zwei Verse sind besonders bekannt und von Euch mit ausgewählt worden: „Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“ So betet einer im Psalm 91, und im Psalm 37 sagt ein anderer: „Befiehl dem HERRN deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohlmachen.“ Auch hier lohnt es sich genau hinzuschauen. Es ist nicht gemeint, dass Gott es irgendwie schon machen wird; es geht vielmehr darum, dass es Gott wohlmachen wird. Da wird die Frage nach der richtigen Schreibung zu einer Frage der sinnvollen Schreibung: auseinander geschrieben kommt nur wischiwaschi raus frei nach dem alten Schlager: Der Papa wird‘s schon irgendwie richten; zusammengeschrieben macht es Sinn: Gott wird es gut machen.

Die Bewahrung auf dem Weg gilt auch, wenn ihr auf das bisher Erlebte zurückblickt: Im Psalm 103 betet ein Mensch: Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Dieser so bekannte Vers bedeutet aber nicht, dass er zu einem rückwärts gewandten Menschen gehören würde. Denn die Form der Erinnerung ist auf die Gegenwart bezogen: Jetzt soll unsere Seele sich erinnern und Gott loben, und der Blick ist ebenso wie bei den anderen Versen in die Zukunft gerichtet: aus dem schon erfahrenen Guten, aus der schon erfahrenen Bewahrung erwächst die Zuversicht auf den vor einem liegenden Weg.

Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit: Da haben Menschen bisher noch gar nicht so viel mit Gott zu tun gehabt und spüren plötzlich: Da ist Gottes Stimme, die sagt mir, wo es lang geht – sogar: ob ich will oder nicht. Den Propheten im Alten Testament ist es so ergangen und oft genug haben sie davor zurückgeschreckt, sich auf Gott einzulassen. So wie Jeremia, der dann doch Gottes Wort verkündigt hat, der aber am Anfang nicht wollte, weil er – vielleicht wie Ihr – Respekt oder Bammel davor hatte, sich auf Gott einzulassen, denn er wusste: Das wird mein Leben verändern. Aber Gott hat Jeremia und Euch zur Antwort gegeben und spricht: „Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende.“

Manchmal werden wir dabei auch bis zum Äußersten gefordert, manchmal verlangt uns das Leben das Äußerste ab. Als Christen sind wir nicht vor den Schwierigkeiten und den Traurigkeiten des Lebens gefeit. So etwas kann uns auch immer treffen. Gottes Zusage bleibt dabei trotzdem bestehen: er begleitet und geleitet uns, er gibt uns für den Kampf, den wir in unserem Leben zu bestehen haben, die nötige Kraft. Schon im Alten Testament hat es der Prophet Jesaja in Gottes Auftrag verheißen: Die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Deshalb muss der Blick in die Zukunft uns nicht ängstlich machen. Als kleine Kinder werdet ihr das auch als etwas ganz Tolles erfahren haben: Wenn da einer ist, der einen dann, wenn es brenzlig wird, an der Hand nimmt. Da lassen sich dunkle Momente und Gefahrensituationen viel besser bestehen, da kann man dem Dunklen und Gefährlichen verantwortungsvoll und zuversichtlich entgegengehen. Und Gott ist so einer, der uns Menschen an die Hand nimmt, denn Gott, der Herr, spricht: Ich bin der HERR, dein Gott, der deine rechte Hand fasst und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir! – ebenfalls nach dem Propheten Jesaja, diesmal im 41. Kapitel.

Vielleicht wird das dann auch ganz wichtig, wenn wir anderen Menschen gegenüberstehen und wir vor der Frage stehen: Wie gehen wir miteinander um? Was bestimmt unser Handeln als Menschen anderen Menschen gegenüber und der Welt, der Schöpfung insgesamt gegenüber? Wenn wir uns mit unserem Glauben zu Gott bekennen, dann erwarten wir ja etwas von ihm, wir erhoffen etwas und diese Hoffnung soll unser Leben prägen. Gott ist es dann, der mit der Liebe, die er uns entgegenbringt, die Voraussetzung schafft, dass wir anderen mit Liebe gegenübertreten können. Bei denen, die wir sowieso schon liebhaben, ist das nicht weiter schwer. Schwieriger wird es, wenn es um die geht, mit denen wir schlecht oder gar nicht gut können. Von uns aus bleibt da immer die Erkenntnis, dass Gott die oder den anderen ebenso liebt wie mich. Da ist dann der Ernstfall, in dem sich bewähren wird, ob die aus Glauben und Hoffnung erwachsene Liebe dann wirklich die größte ist, wie Paulus im 1. Korintherbrief, Kapitel 13 schreibt: Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

Gott ist mit uns, er liebt und segnet uns – was Liebe und Segen heißen, haben die Menschen der Bibel in die Bilder von Psalm 23 gefasst: Die Fülle des Lebens wird uns darin vorgeführt, ohne die dunklen Seiten des Lebens auszublenden oder wegzuschieben: Da ist von den dunklen Tälern der Bedrohung die Rede und von den Feinden. Aber der Beter hat die Erfahrung gemacht: Gott hilft. Zusammengefasst wird das alles schon im Vers 1 von Psalm 23: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Viel später nimmt ein gewisser Jesus von Nazareth dieses alte Bild vom Hirten auf, der mir die Fülle des Lebens schenkt, und sagt: So sehe ich mich. Nach Johannes 10,14 spricht Jesus Christus: „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich.“ Es ist der entscheidende Satz, der euren Vorstellungsgottesdienst geprägt hat: Jesus Christus ist derjenige, der uns die Kraft gibt, auch Fehler einzugestehen und einen Schritt zurückzutreten, um mit dieser Distanz dann neu anfangen zu dürfen.

Dabei stehen wir immer wieder neu vor der Herausforderung, Jesus in unserem Leben zu entdecken; oft ist das ja nicht ganz so offensichtlich und manchmal ist es sogar an ganz unvermuteten Stellen unseres Leben, wo er plötzlich auftaucht. Aber eine ist sicher: Da ist er immer. Denn Jesus sagt am Ende des Matthäusevangeliums: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Diese Zusage, die uns Jesus Christus gibt, macht es uns als Menschen möglich unsere eigene Glaubensgewissheit zu formulieren; eine Glaubensgewissheit von der ich Euch wünsche, dass ihr sie immer habt, dass ihr zumindest Menschen habt, die euch immer wieder neu daran erinnern. Der Apostel Paulus hat dazu geniale Worte gefunden, denen ich dann auch nichts mehr hinzuzufügen habe: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ Amen.

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