Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.
Liebe Festgemeinde!
Vor allem: Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Heute feiern wir Eure Konfirmation. Ich erzähle Euch da bestimmt nichts Neues. Neben all den Vorbereitungen, mit denen Ihr und Eure Familien in den letzten Wochen und Tagen beschäftigt wart, habt Ihr Euch bestimmt auch Gedanken gemacht, was das für Euch bedeutet: Konfirmation. Ich bin mir sicher, dass es viel mehr für Euch ist als Familienfest und Geschenke, auch wenn ganz viele uns das einreden wollen. Vielleicht findet Ihr Euch ja auch in dem wieder, was mir an der Konfirmation wichtig ist. Um das zu erzählen, will ich bei dem anfangen, was ich Euch im Namen der Gemeinde in diesem Jahr schenken darf.
Es ist ein Anhänger, der einer alten, antiken Münze nachgebildet ist: der Anhänger ist aus Metall auf der Vorderseite sind verschiedene Dinge zu erkennen: ein Kreuz, ein Kelch, eine Reihe von Punkten oder Perlen, ein Fisch und schließlich eine Reihe von fünf Buchstaben: Diese Buchstaben sind zwar in griechischer Schrift, aber mit dem Fisch als Erinnerung werdet ihr Euch ganz schnell erinnern, dass es sich um dieses Minibekenntnis aus den Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch handelt: Ichtus. Jeder Buchstabe des Wortes ist der Anfangsbuchstabe für insgesamt fünf einzelne Worte: Ichtus aufgefächert heißt dann „Jesus Christus, Theou Huios Soter“ und es bedeutet: „Jesus Christus Gottes Sohn, der Retter.“
Dieses Kurzbekenntnis beschreibt das, was die Grundlage der Taufe ist: Jesus Christus ist der Retter. Und mit der Konfirmation bekräftigt Ihr das, was bei Eurer Taufe schon bekannt worden ist. Für diejenigen, die als Babys getauft worden sind: Da haben Eure Eltern und Paten für Euch gesagt, dass Ihr zu Gott gehören sollt. Für diejenigen, die sich als Jugendliche haben taufen lassen: Da habt Ihr das schon für Euch selber gesagt: „Ich will zu Gott gehören.“ Und mit der Konfirmation oder mit der Taufe heute bekräftigt ihr: „Was damals geschehen ist, das war richtig und gut. So soll es auch in Zukunft bleiben; ich will zu Gott gehören, will, dass dieser Christus mein Retter ist.“
Und damit kommen wir zum zweiten Symbol auf diesem Anhänger. Für mich kommt da die andere Seite der Taufe und der Konfirmation in den Blick, wenn wir als Menschen auf der einen Seite stehen. Da kommt Gott ins Spiel. Denn nicht nur Ihr versprecht, Euch zu Gott und zu seiner Gemeinde zu halten, sondern auch Gott erneuert sein Versprechen, das er Euch bei Eurer Taufe gegeben hat. Er versichert Euch, er sichert Euch zu und sagt: „Ich halte mein Versprechen, das ich Euch bei Eurer Taufe gegeben habe. Meine Verheißung bleibt bestehen, die ich meinem Volk gegeben habe und die auch für jede und jeden Einzelnen gilt, die zu diesem Volk gehören: Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Und dafür habe ich der Welt mein Siegel, mein Zeichen aufgedrückt: Das Zeichen des Kreuzes, das dafür steht, dass Jesus für die Menschen und also auch für Dich gestorben ist; das aber ebenso dafür steht, dass damit der Tod durchkreuzt wurde, weil ich, Gott, Jesus auferweckt habe.“
Das dritte Symbol ist der Kelch. Damit kommt für mich der Sinn der Konfirmation in den Blick. Was soll Konfirmation? Sie soll das Vertrauen und den Glauben stärken. Vor allem die, die als Baby getauft wurden, haben an ihre Taufe keine Erinnerung, sie wussten bei ihrer Taufe auch noch nichts davon, dass es Gott gibt. Erst im Lauf der Jahre habt Ihr – wie so viele Menschen vor Euch – erfahren, dass es Gott gibt, Ihr habt eine Zeit lang in einer eher kindlichen Weise geglaubt, dass es Gott gibt, dass er vor Unglücken schützt und in Schwierigkeiten hilft. Später habt Ihr vielleicht erfahren, dass Dinge passiert sind, die nach Eurem kindlichen Glauben nicht hätten passieren dürfen: Ihr habt eine Fünf geschrieben, obwohl Ihr um eine Eins gebetet hattet – das ist die eher harmlose Variante; vielleicht sind aber auch Menschen aus Eurer Familie sind krank geworden oder gestorben, obwohl Gott das doch gar nicht wollen kann. Ihr habt aber vielleicht auch die Erfahrung gemacht, dass Ihr gerade in den schwierigen Zeiten die Kraft bekommen habt, die Ihr brauchtet, um diese Zeiten zu bestehen; dass das Gebet – das Gespräch mit Gott – Euch geholfen hat, wenn Ihr nicht mehr weiter wusstet.
So verändert sich der Glaube: Aus der kindlichen Vorstellung, dass Gott ein Rundum-Sorglos-Paket geschnürt hat, das alles Negative von uns fernhält, wird das Vertrauen, dass Gott uns nicht fallen lässt, wenn wir uns in der Realität des Lebens mit all seinen Härten zu bewähren haben.
Aber was ist das, das uns so stärkt, dass wir auch die schwierigen Zeiten des Lebens bestehen können? Der Konfirmationsspruch ist für viele Christen so etwas, mit dem sie sich an ihrem Glauben und mit ihrem Vertrauen festmachen können und so eine Stärkung ihres Glaubens immer wieder erfahren. Der Konfirmationsspruch kann auch Euch helfen, das Vertrauen auf Gottes Treue wach zu halten oder dieses Vertrauen in Gottes Treue neu in Euch wach zu rufen, wenn Ihr es einmal aus den Augen verloren haben solltet, was ja jedem passieren kann. Glauben ist ja nicht immer gleich intensitiv.
Ein weiteres ganz wichtiges Mittel zur Stärkung des Glaubens ist das Abendmahl, für das der Kelch auf Eurem Anhänger abgebildet ist. Denn das Abendmahl ist die Wegzehrung auf unserem Weg des Glaubens und des Lebens. Es verbindet uns mit Jesus Christus und mit den Menschen, die mit uns zusammen an Jesus Anteil haben: hier bei uns in der Gemeinde und an so vielen anderen Orten auf dieser Erde. Es ist diese sichtbare und fühlbare Gemeinschaft, diese Verbundenheit im Brechen des Brotes und im Teilen des Kelches, die stärkt.
Damit sind wir beim letzten zeichenhaften Element auf dem Anhänger angekommen: bei einer Reihe von kleinen Punkten, die kreisförmig um die anderen Zeichen herum angeordnet sind. Das – diese Punkte – das sind wir, diejenigen, die sich zu diesem Jesus Christus bekennen und ihn in die Mitte ihres Lebens stellen wollen. Wir – das heißt, dass niemand von uns seinen Weg alleine gehen muss, sondern dass wir gemeinsam auf dem Lebensweg unterwegs sind. Das macht Mut – Mut zum Leben.
Dieses Leben liegt jetzt vor Euch; Ihr steht an der Schwelle zum Erwachsensein. Und je älter Ihr werdet, desto mehr werdet Ihr selber Euer Leben gestalten können und dafür Entscheidungen treffen müssen: Was will ich in meinem Leben, wo soll es hingehen: zuerst noch in der Schule, später mit der Wahl der Ausbildung und dann im Beruf? Wo soll es hingehen mit meinem Leben im Verhältnis zu anderen Menschen? Heiraten und eine Familie gründen? Aber auch in vielen kleinen Dingen werden Entscheidungen nötig sein. Es wird auch nötig sein, Standpunkte zu beziehen: in politischen Fragen, in sozialen Fragen. Es wird Engagement nötig sein: auch ehrenamtlich in Vereinen und Gruppen, vielleicht ja auch einmal in der Kirche.
Die Konfirmation und der christliche Glaube insgesamt wollen zum Leben ermutigen: Zu einem Leben in Freiheit, das ein wunderbares Geschenk ist, für das wir aber auch Verantwortung haben, Verantwortung für das, was wir tun und lassen.
Ein Kelch, ein Kreuz, eine Reihe von Punkten oder Perlen, ein Fisch und die Reihe der fünf Ichtus-Buchstaben: da kommt alles zusammen, was für mich Konfirmation bedeutet: Sie bekräftigt unsere Taufe, sie sichert uns Gottes Treue zu, sie stärkt uns den Glauben und sie ermutigt uns zum Leben. Und daran soll Euch der Anhänger immer wieder neu erinnern. Amen.