Predigt am Sonntag Epiphanias (6. Janaur 2013) über Jesaja 60,

Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Warum haben die Weisen aus dem Morgenland – die Magier, die Könige, die zur Krippe kommen, Gold und Weihrauch und Myrre dabei? Natürlich sind es königliche Geschenke – den Überbringern angemessen und würdig. Es hätten aber auch andere Geschenke sein können. Mit diesen Geschenken hat der Evangelist Matthäus einen weiteren seiner vielen kleinen Hinweise angebracht, dass es mit diesem Jesus etwas ganz Besonderes auf sich hatte. Zusätzlich zu dem Stern, der erschienen war und der über dem Stall stehen geblieben war, waren auch die Geschenke Anzeichen dafür, dass dieses Kind der Trost Israels, der Retter, der Heiland war.

Ein Abschnitt aus den Verheißungen der Propheten, der für Matthäus – und mit ihm für die ganze Kirche – von ganz großer Bedeutung geworden ist, ist der Anfang des 60. Kapitels im Propheten Jesaja. Dies ist der heutige Predigttext. Da verheißt der Prophet Jesaja im Auftrag Gottes:
http://www.bibelwissenschaft.de/nc/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-im-bibeltext/bibelstelle/jes%2060,1-6/anzeige/context/#iv
Liebe Gemeinde!
Ich will mich ja nicht mit irgendwelchen Leuten darüber streiten, ob der Besuch der Weisen historisch gewesen ist oder nicht. Es wird nicht berichtet, wie viele Sterndeuter es gewesen sind, es wird kein Tag berichtet oder sonst irgendetwas. Entscheidend ist zweierlei: erstens, dass Matthäus, als er sein Evangelium schrieb, diese Tradition von den Weisen aus dem Morgenland vorgefunden hat; und zweitens, dass er ganz genau wusste, was die Hoffnung des jüdischen Volkes ausmachte. Matthäus kannte seine Bibel und besonders auch den Propheten Jesaja ganz genau. Und so konnte er seine Geburtsgeschichte so gestalten, dass für alle anderen, die sie lesen sollten, die Verheißungen Jesajas und der anderen Propheten immer sichtbar waren.

Und so haben Sie alles zusammen, was die Weihnachtsgeschichte des Matthäus ausmacht: Das Licht, das über Jerusalem und Israel aufgeht, das ist der Stern über dem Stall und im weiteren Verlauf der Geschichte ist es dann Jesus selbst. Und es kommen Leute von weit her: die Magier, die die Verheißungen der Propheten nicht kannten – also Heiden; und dass es in der Tradition dann Könige geworden sind, ist bei dem Rest von Vers drei nicht verwunderlich: „die Heiden werden zu deinem Lichte ziehen und die Könige zum Glanz, der über dir aufgeht.“

Und was bringen die Leute aus Saba mit – aus dem Land, aus dem einst die sagenumwobene Königin aus Saba zu König Salomo gekommen war? Was bringen die mit? Natürlich: Gold und Weihrauch – so wie die Heiligen drei Könige eben auch. Und alle, die verloren gegangen waren kommen auch wieder.

Aber Jesaja wusste noch nicht von Jesus, dem Kind in der Krippe, das um das Jahr Null der späteren christlichen Zeitrechnung geboren werden sollte. Jesaja – es ist der dritte Prophet dieses Namens – er sieht nur, wie das Volk Israel, nachdem es endlich aus dem Exil, aus der Sklaverei in Babylon wieder nachhause zurückkehren durfte, an der Realität zu zerbrechen drohte. Denn es war eben noch nicht alles schön und neu; Trübsal und Angst herrschten: Denn siehe, Finsternis bedeckt das Erdreich und Dunkel die Völker. Das Dunkel und die Finsternis, von denen Jesaja als Gegenwartsbeschreibung spricht, sind bedrückende Realität. Es ist die innere Sonne, die bei den Menschen nicht mehr scheint; nicht nur ein paar Tage Regen und Schmuddelwetter, wie wir es gerade haben.

Und in dieses Dunkel hinein lässt Jesaja mit der Kraft der göttlichen Worte ein Licht aufscheinen. Wir heute – und ich rede an dieser Stelle von den Christen in Deutschland ganz allgemein, vom Durchschnitt der Christen – wir heute kennen unsere Glaubenstraditionen kaum noch und wir haben weithin vergessen, welche Wirklichkeit Worte entstehen lassen können. So können wir uns kaum vorstellen, wie die Worte Jesajas damals gewirkt haben. Für ganz viele ist das Licht, das Jesaja verheißt, geradezu greifbar geworden. So paradox, so widersprüchlich es klingt: obwohl die reale Situation sich um keinen Deut gebessert hatte. Diese Worte schufen zusammen mit den anderen Verheißungen ein tragbares Fundament, auf dem die Niedergeschlagenheiten des Lebens ertragbar wurden.

Und das gilt bis heute, wenn Menschen in all den Jahrhunderten seither mit diesen Worten im Herzen es geschafft haben, ihre Lebenskrisen zu bestehen: den Verlust von Hab und Gut, den Verlust von Orientierung und Halt im Leben, den Verlust von Lebensgrundlagen wie Arbeit und Gesundheit, den Verlust von anderen Menschen: „Hebe deine Augen auf und sieh umher!“ Die Menschen haben die Worte Jesajas wörtlich genommen und sie konnten ihren Kopf wieder erheben; sie konnten sich aufrichten und die Fülle von Gott und seiner Liebe zu seinem Volk und den Menschen neu erfassen. Und so konnten sie selber auch anfangen zu leuchten: Mache dich auf, werde licht – fange an zu leuchten, strahle etwas aus von der Hoffnung, die in dir ist, denn du bleibst nicht allein – dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des HERRN geht auf über dir!

Jesus hat später von sich selbst gesagt, dass er dieses Licht in der Welt und für die Welt ist. Und alle Evangelisten haben etwas davon erzählt, woran das deutlich wird und wie es angefangen hat.

Lukas ist der Evangelist neben Matthäus, der uns etwas aus der Zeit vor der öffentlichen Wirksamkeit Jesu erzählt hat. Schon die Vorgeschichten zu der Geburt Jesu machen ganz viel deutlich. Einen ganz besonderen Akzent hat dann die kleine Episode vom 12-jährigen Jesus im Tempel. Jesus – er ist damals im Konfirmandenalter, könnten wir sagen – ist vom unbedingten Wunsch beseelt, seinem himmlischen Vater nahe zu sein. An ihm zeigt sich, dass der Umgang mit Gottes Wort, wie es in der Schrift überliefert ist, Begegnung mit Gott ist.

Beim Evangelisten Markus gibt es keine Geburts- und Kindheitsgeschichten. Aber in der Geschichte von der Taufe Jesu, mit der die öffentliche Wirksamkeit Jesu beginnt, steht mit der Taube am Himmel und der Stimme von oben plötzlich wieder Jesajas Verheißung im Raum: Über dir geht auf der HERR, und seine Herrlichkeit erscheint über dir. Über Jesus geht der Herr auf, über ihm und dem, was er tun wird. Alles steht unter diesem besonderen Vorzeichen.

Dies führt uns auch Johannes vor Augen: Leben in Fülle, Fest des Lebens – mit Wein statt Wasser: hochzeitliches Fest statt Katzenjammer. Seine Mutter weiß das Geheimnis: „Was er euch sagt, das tut.“ Das wollen wir mit dem Abendmahl heute auch tun. Amen.

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