
Ihr Lieben! Der Herr ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja!
Ja. Aber Auferstehen ohne Aufstehen geht nicht. Und morgens tun sich manche damit ja unendlich schwer. Das Bett ist noch so gemütlich, der Weg zum Bad ist so kalt. Manchmal hilft es dann, wenn der neue Tag etwas ganz Schönes oder Spannendes zu bringen verspricht; wenn aber der Tag Unangenehmes erwarten lässt, möchte man am liebsten liegen bleiben. Andere können das sehr gut und auch nach einer ziemlich kurzen Nacht ohne große Anstrengung – sogar ohne Wecker. Wie mit einem Fingerschnippen sind sie wach und der Tag kann beginnen.
Aufstehen: Was für den Morgen gilt, ist auch im mehr oder weniger übertragenen Sinn mitten am Tag und überhaupt im Leben immer wieder wichtig: aufstehen und anfangen: eine neue Aufgabe, einen neuen Auftrag. Das gilt auch sehr grundsätzlich, wenn sich das Leben verändert und neu ordnet – ob zu unseren Gunsten oder zu unseren Ungunsten ist dabei unwichtig. Ganz hautnah haben wir das im Lauf der letzten Monate erfahren, seit das Covid19- Virus auch bei uns in Mitteleuropa angekommen ist. Sich der neuen Situation stellen, aufstehen und gemeinsam das tun, was nötig ist, damit alle diese Krise so gut wie nur irgend möglich überstehen.
Nun ist Aufstehen nicht schon in sich das Gleiche wie Auferstehen. Unser Bemühen, morgens aus den berühmten Federn zu kommen, hat nur sehr, sehr entfernt etwas mit der Auferstehung Jesu gemeinsam. Aber wenn Auferstehen bedeutet, dass da neues Leben geweckt wird, wo vorher der Tod regiert hat – wie das bei Jesus von Karfreitag her in der Osternacht geschehen ist, dann kommen Aufstehen und Auferstehen eben doch ganz nah zusammen. Auferstehen ohne Aufstehen geht eben nicht.
Und für solches Aufstehen aus Verzweiflung, Not und Tod durch neu gewecktes Leben – für dieses Aufstehen sorgt in der Bibel immer wieder einmal ein Engel. Ich denke an Elia, dem der Engel Speise gibt für den Weg bis zum Horeb; ich denke an Mose, dem zuerst der Engel Gottes im Dornbusch begegnet, damit das Volk Gottes aus der Sklaverei in Ägypten in das Land der Freiheit geführt werden kann. Ich denke an den Engel bei Maria, der die junge Frau eine so große Aufgabe annehmen lässt, und an den Engel bei den Hirten, der sie im Dunkel der Nacht mit der Geburt des Jesus-Kindes den Aufbruch in eine neue Zeit gehen lässt. Ich denke schließlich an Josef, dem der Engel Gottes die Flucht nach Ägypten befiehlt, damit das Kind Jesus bewahrt bleibt. Immer wieder sind die Boten Gottes unterwegs und rufen zum Aufstehen.
Und es ist auch das eine leise Motiv, das diese Osternacht durchzieht: die Erinnerung daran, dass auch am Ostermorgen ein Engel unterwegs ist. Denn auch an Ostern ist es zuerst nicht Jesus selbst, der die Botschaft der Auferstehung den traurigen Frauen am Grab und dann den anderen Jüngern verkündigt. Nach Matthäus ist der Engel unterwegs, um die Botschaft vom Leben zu offenbaren; die Botschaft, die dann auch die Frauen und die Jünger aufstehen und sie – nach der Gabe des Heiligen Geistes – losgehen und diese Lebensbotschaft weiter geben lässt.
Auferstehen bedeutet, dass neues Leben geweckt wird, wo vorher der Tod regiert hat. Für uns Christen ist das die geglaubte Realität: Die Kraft zum Aufstehen, von dort, wo der Tod zu regieren scheint, kommt aus dem einen Aufstehen gegen den Tod, aus der Auferstehung Jesu Christi von den Toten. Diese Kraft wird von den Engeln, den Boten Gottes weiter gegeben und das müssen keine Jünglinge in weißen Gewändern und keine Männer mit Flügeln sein. Boten Gottes, das sind auch wir, die wir die Botschaft der Auferstehung Jesu vom Aufstehen aus dem Tod hören und bezeugen.
Denn: Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. Halleluja. Amen.