Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.
Liebe Festgemeinde! Vor allem aber: Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden!
Jetzt ist es geschafft, heute ist der große Tag da, an dem ihr im Mittelpunkt steht; der Tag, mit dem die Konfirmandenzeit zuende geht und Ihr in der Gemeinde als Konfirmierte ganz anders dastehen werdet als vor diesem Gottesdienst. Keine Verpflichtung mehr, zum Gottesdienst zu gehen, keine blockierten Samstage mehr. Aber – ich bin überzeugt davon – irgendwie wird auch etwas fehlen. Denn das alles hat Euch in den vergangenen Monaten begleitet.
Ich habe dabei das vor Augen, was ihr mit Eurem Vorstellungsgottesdienst dargestellt habt: wie Menschen von Gott und von Jesus Christus durch ihr Leben begleitet werden. Beispielhaft ist das an der Ikone von Jesus und Menas sichtbar geworden, die wir bei der Freizeit betrachtet haben. Ihr habt dieses Urbild der Begleitung dann auf Eure je ganz persönliche Art nachempfunden und für Euch selber auf Holz gemalt.
Viele von Euch haben dabei Menas durch ein Bild von Euch selbst ersetzt: Euch legt Jesus den Arm um die Schulter wie ein Freund und geht mit Euch durch das Leben: durch das ganz normale Leben mit essen, trinken und schlafen, mit freuen und traurig sein, mit den Beziehungen zu anderen Menschen; aber auch durch das Glaubensleben – die Beziehung und das Lebensgespräch mit Gott.
Es ist diese ganz direkte Beziehung, die Gott mit jeder und jedem von Euch und mit uns allen hat, die es sonst nirgendwo gibt. Ihm braucht Ihr nichts vorzumachen, wir alle brauchen uns nicht besser zu machen, um von ihm angenommen zu werden: Wir müssen ihm nicht die heilige Ausgabe von uns selbst präsentieren; und wir brauchen uns nicht schlechter zu machen, als wir sind – so als ob wir Gott nur recht wären, wenn wir traurig und mit Minderwertigkeitskomplexen belastet sind. Ehrlich sein zu können vor Gott und damit auch vor uns selbst, das ist die große Freiheit, die Gott uns schenkt, wenn er uns mit den Augen Jesu und mit seinem liebevollen Blick ansieht. Ich bin überzeugt, dass das unendlich gut tut und erleichtert.
Daran erinnert die Bibel, die Jesus in seiner anderen Hand hält: das aufgeschrieben Wort Gottes, in dem so viel zu finden, was die Beziehung zu Gott ausmacht. Es würde zu weit führen heute hier alles vor Euch auszubreiten, was da drin steht. Es sind doch recht viele Seiten. Glücklicherweise habt Ihr es mir ein wenig einfacher gemacht und mir einen schönen Querschnitt durch die Bibel herausgesucht, mit dem es sich heute Morgen gut jonglieren lässt. Manche werden es sich schon denken: Ich meine Eure Konfirmationssprüche, die vom 1. Buch der Bibel – dem 1. Buch Mose – über die Psalmen in der Mitte bis zu den Evangelien und dem Römerbrief reichen, also fast bis zum Schluss.
Was denken Menschen über diesem Gott, was erwarten sie? Sie haben mindestens eine Ahnung davon, dass Gott etwas mit dem Beginn ihres Lebens und dem Ende, mit der Zeit dazwischen und darüber hinaus zu tun hat; und dass Gott es gut mit ihnen meint und ihnen eine Perspektive für dieses Leben geben kann und will – nicht nur für diesen oder jenen Augenblick, sondern für das ganze Leben. Das bekennt der Beter des 36. Psalms: HERR, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, und deine Wahrheit, so weit die Wolken gehen. (Psalm 36,6)
Bei der so großen Majestät Gottes wird sich mancher Mensch dann trotzdem fragen: „Und was ist mit mir? Bin ich nicht viel zu klein und gering, als dass Gott sich um mich kümmern würde?“ Wer dann meint, er oder sie müsse sich vor Gott besonders gut darstellen oder erst noch dieses oder jenes leisten, um vor Gott gut dazustehen und bestehen zu können, ist auf dem berühmten Holzweg. Der Beter des 139. Psalms spricht für uns alle eine ganz grundlegende und wunderbare Erfahrung aus: Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)
Es wäre aber wiederum ein Missverständnis, wenn wir meinten, Gott würde es dann egal sein, wie wir unser Leben gestalten. Gott sieht uns an mit einem ganz liebevollen Blick, allerdings ohne die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. Die Macht des Bösen ist ja immer wieder eine, die uns zu schaffen macht. Manchmal tritt sie offen auf und ist leicht zu erkennen. Immer wieder müssen wir aber auch sehr aufpassen, dass wir nicht, ehe wir uns versehen, vom Bösen umgarnt und gekapert werden. Und was dann noch schwieriger ist – wie kommt man dann wieder aus dieser Spirale des Bösen heraus? Der Apostel Paulus gibt den entscheidenden Hinweis und Zuspruch: Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. (Römer 12,21)
Der gute Wille ist uns für unser Leben bestimmt nicht abzusprechen. Inne zu halten und Gott einen prüfenden Blick auf uns zu gestatten ist dafür wichtig: Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine. (Psalm 139,23)
Dabei können wir sicher sein: Gottes Blick und der liebevoll auf unsere Schulter gelegte Arm Jesu sagen uns: Ich gebe dir die Kraft, den guten Weg zu gehen, den Weg des Lebens – egal was Euch unterwegs begegnet, egal was war; ja, sogar egal, was wir vorher für einen Mist gebaut haben. Er, Gott, fängt immer wieder neu an, uns seinen Weg zu zeigen, wie es der Beter im Psalm 25 erbittet: Zeige mir, HERR, deine Wege, lehre mich deine Pfade. (Psalm 25,4)
Gott verheißt dann auch die Kraft, um Schwieriges zu bestehen; er verheißt allerdings nicht, dass sich die Probleme einfach in Luft auflösen würden. Denn am Kampf des Lebens kommen wir nicht vorbei. Ich meine nicht einen Kampf mit Gott um das Leben – Gott will, dass wir leben. Ich meine den Kampf mit dem und gegen das, was Euch und uns alle jetzt bedrängt oder bedrängen wird: die Feindschaft von Menschen, Schicksalsschläge, die niemand zu verantworten hat, und manches mehr.
Da ist es besonders wichtig, an Gott und unserem Lebensgespräch mit ihm festzuhalten. Auch nicht aufzugeben, weil Gott nicht das tut, was wir gerne hätten; nicht aufzugeben, weil wir ihn nicht spüren. Dann mit dem Beter von Psalm 73 zu sagen: Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand. (Psalm 73,23)
Denn Gott findet immer wieder neue Wege für uns, die wir gehen können. Das hat er schon Josua zugesagt, der an seiner großen Aufgabe, das Volk Israel nach 40 Jahren Wüstenwanderung nun wirklich ins gelobte Land zu führen schier verzweifeln wollte. Gott spricht zu Josua: dich durch nichts erschrecken; denn ich, der HERR, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst! (Josua 1,9b)
Trotzdem ist es in manchen schwierigen und gefährlichen Lebens-Situationen nicht blauäugig oder unrealistisch, sich den Vers aus Psalm 91 in Erinnerung zu rufen: Der Herr hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen. Und – so geht es ja noch weiter – dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. (Psalm 91,11-12) So sehr wir Menschen mit unseren Füßen an Steine stoßen, im wörtlichen und übertragenen Sinn, so sehr gilt doch, dass wir auf unserem Weg von Gott begleitet und geleitet werden. Die Weisheitslehrer um König Salomo haben das in der Sammlung der Sprichworte, der Sprüche, so formuliert: Des Menschen Herz erdenkt sich seinen Weg; aber der HERR allein lenkt seinen Schritt. (Sprüche 16,9)
Wenn sich Menschen so in der Obhut Gottes geborgen wissen, dann werden sie auch Kraft und Mut finden, das anzugehen, was ihnen in ihrem Leben entgegen kommt, ihnen entgegensteht. Denn sie wissen Gott nicht nur hinter sich, sondern schützend vor sich, ja geradezu eingehüllt von seinem Schutz. Da können sie widerstehen und standhalten, brauchen nicht zurückzuweichen, auch wenn es ganz dicke kommen sollte – dann, wenn die ganze Welt gegen einen zu sein scheint. Da dürfen wir auf Jesus hören der sagt: In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. (Johannes 16,33b)
Diese Verse aus der Bibel, die Ihr Euch ausgesucht habt, sollen Euch ein ganzes Leben lang begleiten und Euch nahe sein; sie können Euch Inspiration sein und neue Gedanken geben, wenn Ihr sie braucht; sie können eine Leitschnur sein, an der Ihr Euer Leben ausrichtet. Sie können Halt und Hoffnung geben in schwierigen und traurigen Zeiten; sie können zur Dankbarkeit Gott gegenüber helfen besonders, aber nicht nur dann, wenn es Euch gut geht. Vor allem sollen und können sie – ähnlich wie bei Euren Taufsprüchen oder später bei Euren Trausprüchen eines sein: so etwas wie ein Anknüpfungspunkt für das, was ich das Lebensgespräch mit Gott nenne, diese hoffentlich lebendige Beziehung zwischen Euch und dem großen Geheimnis des Lebens, das wir Gott nennen: der die Welt ins Sein gerufen hat, der in Jesus Christus in unsere Lebenswelt hinein gekommen ist, der durch den Heiligen Geist mit uns Kontakt aufnehmen und zu seiner Gemeinde verbinden will. Der letzte der Sprüche, der eine, der noch fehlt, fasst es alles zusammen. Es ist der Auftakt zu der Geschichte Gottes mit seinem Volk, als er Abraham verheißt: Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein. (1. Mose 12,2) Amen.