Hier das Interview mit dem Team „Respekt“, die Predigt und die Fürbitten vom Gottesdienst zum heutigen Breitensporttag des TuS 09 Möllbergen.
Ein ganz, ganz großes Dankeschön an alle, die diesen Gottesdienst mit vorbereitet und mit ihren Texten und Gedanken bereichert haben!
Das Team „Respekt“:
Hallensprecher/Moderator: Liebe Sportsfreunde, ihr wartet sicherlich schon sehnsüchtig auf eure Stars, auf eure Mannschaft. Und hier kommen sie:
Rücksicht, Ehrlichkeit, Selbstreflektion, Persönlichkeit, Empathie, Kommunikation, Toleranz
Zusammen sind sie unser Team – zusammen sind sie RESPEKT.

Das Interview mit dem Team Respekt:
Moderator: Passend zum Thema und zu diesem Bibeltext (Römer 12,9-21 in der Übersetzung „Hoffnung für alle“) haben wir hier die ganz Mannschaft zum Interview versammelt. Das ist super. Liebes Team Respekt! Wo kommt ihr als Mannschaft eigentlich vor? In welcher Liga spielt ihr?
Rücksicht: Wir spielen in jeder Liga. Unsere Mannschaft ist überall da am Start, wo Menschen sich begegnen.
Moderator: Könnt ihr mir ein paar Beispiele nennen?
Selbstreflektion: Klar, gerne. Wir klatschen zum Beispiel Beifall bei einem Sportevent oder bei einer Aufführung – als Anerkennung für die Leistung der Aktiven.
Ehrlichkeit: Und wir folgen den Anweisungen von Feuerwehrleuten, von Sanitätern und Ärzten oder der Polizei, wenn die für Ordnung, Sicherheit und Rettung von anderen sorgen müssen.
Persönlichkeit: Wir achten die Individualität des Einzelnen und erkennen auch seine Schwächen an, ja: auch die Fehler. Die macht jeder und es muss trotzdem immer wieder einen neuen Anfang geben.
Empathie: Wir verhalten uns leise, wenn wir eine Kirche betreten – aus Respekt vor den anderen Gläubigen und aus Respekt vor Gott natürlich.
Kommunikation: Wir hören anderen Menschen zu und lassen Sie ausreden – als Wertschätzung der anderen Meinung, auch wenn sie nicht unsere Meinung ist.
Toleranz: Und Respekt geht über das Miteinander von Menschen hinaus. Es geht auch um Respekt vor dem Leben insgesamt: also vor Tieren und Pflanzen, vor Sachen; also um Respekt vor unserer ganzen Erde.
Moderator: Alles klar. Dann vielleicht eine dumme Frage: Gewinnt ihr immer? Oder verliert ihr auch manchmal?
Toleranz: Die Frage ist gar nicht dumm. Sie ist sogar sehr berechtigt. Denn wir verlieren leider viel öfter, als uns das lieb ist! Das machen die in der großen Politik gerade nur zu deutlich vor: Gefühlt entwickelt sich die Gesellschaft in der Welt zu egoistischen Einheiten: ‚America First‘ bei Trump. Und viele andere sagen das für ihr Land auch. Ob sie nun Putin oder Johnson, oder Erdogan oder Orban heißen.
Rücksicht: Aber es sind nicht nur die Großen. Wenn du dir Kommentare im Internet ansiehst, dann weißt du, was ich meine. Wie Menschen da alleine mit Worten aufeinander losgehen – das ist für uns immer wieder ein ganz bittere Niederlage.
Ehrlichkeit: Oder sieh dir an, wie manchmal Eltern bei Jugendspielen im Handball oder Fußball auf den Schiedsrichter oder auf die aus der anderen Mannschaft losgehen. Ehrgeiz und Emotion – ja gerne. Das muss sein. Aber keine Gewalt!
Moderator: Und was hat der TuS 09 Möllbergen mit euch, dem Team Respekt, zu tun?
Empathie: Unser Sportverein hat da eine ganz, ganz wichtige Aufgabe! Hier können wir das leben. Der TuS zusammen mit den anderen Vereinen und der Kirchengemeinde ist doch der Ort, wo Respekt möglich ist.
Kommunikation: Genau. Hier – beim Sport und beim Bier danach – finden die Gespräche statt, die helfen, dass unsere Gesellschaft offen bleibt; hier, in den Vereinen, treffen sich doch die Leute und heißen neue Menschen willkommen.
Persönlichkeit: Und da kommt es nicht drauf an, wo du her kommst: Ob du schon immer in Möllbergen gewohnt hast, ob du aus Minden zugezogen bist; ob du aus Afrika geflüchtet bist, weil du da Angst um dein Leben haben musstest, oder ob du sogar aus Veltheim kommst.
Selbstreflektion: Respekt entsteht ja nicht, weil es von dem anderen eingefordert wird, sondern man muss selbst erkennen, dass das die richtige Einstellung dem anderen gegenüber ist. So hat das ein Psychologe im „Hamburger Abendblatt“ mal geschrieben. Das – finde ich – trifft es sehr gut. Man muss genug über sich selbst erkannt haben und mit sich im „Reinen“ sein, damit man andere als gleichwertig erkennt. Dann klappt das auch mit den Veltheimern.
Predigt
Liebe Freunde des Sports für Leib und Seele!
„Respekt“ – es ist einer der Begriffe, die aus meiner Sicht an erster Stelle stehen würden, wenn es eine Wahl zum Motivationswort des Jahres geben würde. Bisher gibt es ja nur das Unwort des Jahres. Natürlich denken Menschen auch darüber nach, warum dieses Unwort so schlecht ist. Aber: Ist es nicht viel wichtiger, positive Impulse zu setzen? Schlechte Nachrichten gibt es genug. Wir brauchen Worte, die uns anstoßen und in Bewegung bringen; wir brauchen Worte wie Respekt, die uns bewusst machen, wie wir unsere Welt positiv gestalten können. So, wie es eben im Interview angeklungen ist: der Verein als ein ganz wichtiger Ort, wo wir lernen und immer wieder neu einüben, respektvoll miteinander umzugehen. Also: „Respekt“ – für mich das Motivationswort des Jahres 2020.
Dabei sagt „Respekt“ als modernes Wort genau das, was Gott schon seit Jahrtausenden von seinen Menschen will. Denn was heißt „Du sollst Gott, den Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von allen deinen Kräften. Und du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst,“ anderes als: „Du sollst höchsten Respekt haben vor Gott und deinem Mitmenschen?“
Wichtig ist: Es gibt zwei Arten von Respekt. Da ist der Respekt, den man auch etwas gesteigert mit Bewunderung umschreiben kann: für eine ganz besondere Leistung. Er oder sie oder die Mannschaft hat eine besondere sportliche Leistung erbracht: Sportabzeichen in Gold, Westfalenmeister, Deutscher Meister oder Weltrekord; oder da ist jemand das ganze Jahr beim Spinning oder bei Steppaerobic gewesen; wirklich das ganze Jahr, ohne einmal zu fehlen! Oder jemand kann toll singen oder ein Instrument spielen. Das ist der „Bewunderungs“-Respekt: „Das ist sooo toll; das würde ich auch gerne können oder schaffen.“ Die Kunst bei dieser Form von Respekt ist es, den Bewunderten nicht zu sehr auf einen Sockel zu stellen. So faszinierend er oder sie auch ist, Gott ist sie oder er nicht. Und schon Gott gehört nicht auf einen Sockel, sondern mitten ins Leben. Und wenn ihr zu den Bewunderten gehört: So schön das bestimmt ist, bewundert zu werden – lasst euch nicht auf einen Sockel stellen. Da fällt man ganz schnell runter.
Und dann ist da die zweite Form von Respekt, die für uns im Alltag viel wichtiger ist. Um diese Form von Respekt geht es in diesem Gottesdienst: dass man einander als gleichwertige Menschen betrachtet. Achtung des anderen um seiner selbst willen. Das ist das, was uns vor Gott als dem Schöpfer aller Menschen deutlich wird: weil (nicht wenn), also weil der oder die andere ebenso Gottes Geschöpf ist, wie ich es bin, muss ich ihn oder sie achten. Ich gebe zu: Das fällt manchmal ganz schön schwer! Denn es gibt ja nicht nur die netten Menschen, sondern auch die, die ich nicht leiden kann, die mir wirklich zu schaffen machen, weil sie einen anderen Lieblingsverein haben, weil sie eine andere Partei gut finden, weil wir uns mal so richtig gezofft haben und der Streit nicht beigelegt werden konnte.
Was aber schon der Apostel Paulus wusste und worauf er viel Wert gelegt hat: Es ist unsere bleibende Aufgabe, auch mit diesen Menschen in Frieden zu leben: „Soweit es irgend möglich ist und von euch abhängt, lebt mit allen Menschen in Frieden,“ schreibt er. Wir müssen sie nicht besonders lieben, aber wir müssen ihnen die Achtung entgegenbringen, die sie als Geschöpf Gottes verdienen. Sogar dann, wenn die uns diesen Respekt nicht erweisen.
Ich weiß ja nicht, ob meine Konfis ihre Hausaufgabe gemacht haben: Nach dem Konfiblock zum Thema Gebet gestern vor einer Woche war die Hausaufgabe der Härtetest: „Eine Woche für seinen Feind beten.“ (Wer wirklich meinte, keinen Feind zu haben, konnte für den Pastor beten. Der braucht das nämlich auch, auch wenn er nicht der Feind der Konfis ist.) Aber das passt hier in unser Thema Respekt im christlichen Sinn so gut hinein. Nehmt das von diesem Gottesdienst mit nach Hause und probiert es selber aus: Eine Woche für seinen Feind beten. Wohlgemerkt: Für ihn vor Gott eintreten; nicht gegen ihn!
Natürlich bedeutet das alles nicht, dass alles gut und richtig ist, was andere Menschen sagen oder tun. Manches ist wirklich eine absolute Katastrophe. Gerade da ist es wichtig, trotz aller inhaltlicher Unterschiede immer noch respektvoll miteinander umzugehen. Denn wenn ich dem anderen mit Worten oder mit der Faust eine reinhaue, wird der auf mich bestimmt nicht mehr hören. Die Nachrichten mit den Meldungen über den Amerika-Iran-Konflikt zeigen das im Großen; die Hasskommentare im Internet zeigen es auf der Ebene von eigentlich ganz normalen Menschen. In der heutigen Zeit hat der Respekt voreinander einen schweren Stand. Aber eine Welt ohne RESPEKT will und kann ich mir jedenfalls nicht vorstellen. Wir müssen mit allen Mitteln am Respekt voreinander festhalten: als Menschen und als Christen noch einmal mehr.
Der Landessportbund Niedersachsen hat in seinem Leitbild über seine „Grundwerte“ festgehalten, was Respekt bedeutet: „Der Mensch steht im Mittelpunkt heißt für uns, Fairplay, Partnerschaft, soziales Handeln, Toleranz, Unversehrtheit des Partners, Chancengleichheit, Anerkennung von Regeln, Teamgeist und Solidarität zu leben. Diese Werte gelten vom Breitensport bis hin zum Spitzensport, insbesondere bei der Entfaltung und Förderung von motorischen und sozialen Talenten.“* Dem ist aus christlicher Sicht nichts hinzuzufügen. Und deshalb bleibt „Respekt“ für mich das Motivationswort des Jahres 2020. Amen.
* https://www.lsb-niedersachsen.de/landessportbund/leitbild-leitlinien/?L=0
Fürbitten
P: Großer Gott, wir danken dir: Du siehst uns an mit deinem liebevollen Blick. Wir loben Dich: Du machst dich klein, wirst Mensch, ja sogar ein Kind und du erweist uns so deinen Respekt. Wir bitten dich:
Rücksicht: um Achtung vor den anderen, vor ihrer Leistung, vor ihrem Tun.
Toleranz: um Achtung vor dir, Gott, der uns diese Welt, auf der wir leben dürfen, gegeben hat.
Kommunikation: um Achtung vor den Lebewesen, die auf dieser Welt mit uns leben.
Ehrlichkeit: um Achtung vor denen, die im Leben kein Glück hatten, die unter Armut, Krieg oder Krankheiten leiden.
Persönlichkeit: um Achtung vor denen, die verfolgt werden, weil sie einen anderen Glauben haben oder einer anderen Volksgruppe angehören.
Moderator: um Achtung vor denen, die ihren inneren Schweinehund überwunden haben und ein persönliches Ziel erreicht haben.
Selbstreflektion: um Achtung vor denen, die sich friedlich gegen Gewalt richten.
Empathie: um Achtung vor den Toten. Vor dir Gott, denken wir heute besonders an N.N., die Du nach einem so langen Leben zu dir gerufen hast. Wir danken dir für alles, was ihr Leben schön und gut gemacht hat. Und wir bitten für alle, die jetzt Abschied nehmen müssen. Sei du ihnen allen nahe mit deinem Trost und Segen.
P: Sei du uns allen durch deinen Heiligen Geist Halt und Hilfe, sei unsere Zuversicht und Kraft, heute und alle Tage, damit wir dir und einander den Respekt erweisen, der nötig sind. Dir vertrauen wir uns an und beten singend mit den Worten Jesu: