#lichtfenster

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) unterstützt eine Aktion von Bundespräsident Walter Steinmeier:

Wir denken an die Coronaopfer und ihre Angehörigen. Machen auch Sie ihr Fenster zum Lichtfenster. Jeden Freitag bei Einbruch der Dunkelheit.

Gebet zur Aktion #lichtfenster

Barmherziger Gott,

„Licht ist das Kleid, das du anhast (Ps 104, 2)
Deswegen zünde ich eine Kerze an
und stelle sie ins Fenster, um allen jenen zu leuchten,
die unter der Pandemie leiden, die besorgt sind und Angst haben,
die erschöpft sind von all der Hilfe, die sie geben wollen,
die verzweifelt sind wegen all der Überforderung und dem Streit, die sie erzwingt.

„Der HERR, mein Gott, macht meine Finsternis licht.“ (Ps 18,29)
Ich bitte für alle, die allein sind und einsam,
die nicht besucht werden dürfen, die ohne Trost und Begleitung bleiben,
segne sie mit Deiner Gegenwart und mache alle,
die pflegen und versorgen, zu Engeln Deines Lichtes.

„Jesus Christus spricht: ich bin das Licht der Welt …“ (Joh 8,12)
Ich bete für alle Menschen, die an Corona erkrankt sind
und um ihr Leben kämpfen,
schenke Ihnen Licht und Luft, Kraft und Mut,
dass sie zurückfinden in ihr Leben.

„Denn bei Dir ist die Quelle des Lebens,
und in deinem Lichte sehen wir das Licht“ (Ps 36, 10)
Auch bitte ich für alle Menschen,
die an Corona gestorben sind, hier und überall auf der Welt,
nimm sie auf in dein Reich und schenke Ihnen ein Licht, das ihre Seele wärmt,
und tröste alle, die weinen müssen um ihre Toten.

Gott, ich bitte dich aber auch für mich selbst und meinen Partner,
für meine Kinder und Enkel, für meine Familie und meine Freunde,
und für meine Feinde auch.
Segne und behüte sie und uns alle, dass wir Zuversicht und Hoffnung behalten
in diesen dunklen Zeiten.

Amen.

Das Gebet gibt es auch als Download:
GEBETSZETTEL AKTION #LICHTFENSTER (PDF: 90,56 KB)

Predigt am 2. Sonntag nach Epiphanias 2021 (17.1.)

Hier die Predigt aus dem Video-Gottesdienst vom 2. Sonntag nach Epiphanias am 17. Januar 2021 noch einmal zum nachlesen:

Wer ist Jesus? Die vier Evangelisten geben darauf ganz unterschiedliche Antworten. Vor allem Johannes geht seinen eigenen Weg. Am Anfang seines Evangeliums schildert er Ereignisse aus drei aufeinander folgenden Tagen:

Am ersten Tag sieht der Täufer Jesus und nennt ihn das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt; am zweiten Tag beruft Jesus die ersten Jünger: Andreas und Simon Petrus, Philippus und Nathanael; und am dritten Tag setzt Jesus ein erstes Zeichen – und das auch noch bei einer Hochzeit:

Und am dritten Tage war eine Hochzeit zu Kana in Galiläa, und die Mutter Jesu war da.
Jesus aber und seine Jünger waren auch zur Hochzeit geladen.

Es mag für uns in Coronazeiten ganz schwierig sein, an Hochzeiten zu denken, also an Hoch-Zeiten des Lebens, die wir mit Feiern, mit unbeschwerter Fröhlichkeit und wunderbarer Fülle verbinden. Denn zur Zeit ist an solche Feiern nicht zu denken und viele Menschen haben im zurückliegenden Jahr solche Feiern absagen oder doch zumindest verschieben müssen. Aber die Erwartung, dass das alles wieder möglich sein wird, ist groß. Lassen wir uns also vom Evangelisten Johannes mit hinein nehmen in die Hochzeitsfeier, die Feier des Lebens.

Und als der Wein ausging, spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr.

Die Feier hat kaum angefangen, da droht sie schon zu Ende zu sein: Es ist nicht genug Wein da! Wie peinlich für den Weddingplaner und noch mehr für den Bräutigam. Was soll werden ohne Wein? Feiern nur mit Wasser? Das geht nicht. Denn der Wein steht in der Bibel in ganz besonderer Weise für alles, was Lebenslust, Freude und Feiern heißt. Wenn kein Wein mehr, dann auch keine Feier.

So ähnlich ist es uns dann auch ergangen: Die ersten Maßnahmen zu Corona im letzten März wurden zwar erst nach den Karnevalstagen eingeleitet, aber unser Leben war dann doch ganz plötzlich ausgebremst, wo eben noch alles so fröhlich erschien. Plötzlich saßen wir auf dem Trockenen und waren in einer ganz harten Realität angekommen, die wir uns vorher nicht hatten vorstellen können. Und nun?

Jesus spricht zu seiner Mutter: Was habe ich mit dir zu schaffen, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.
Seine Mutter spricht zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut.

Maria hat die peinliche Situation bemerkt und ihrem Sohn gesagt, er solle helfen. Doch Jesus will nicht – wie sich erwachsene Kinder wohl nie sonderlich wohl fühlen, wenn sie von ihren Eltern öffentlich zu etwas verpflichtet werden. Und Jesus erwartet seinen Auftrag von seinem himmlischen Vater her, nicht von seiner Mutter. Aber wie wohl alle Mütter (und Väter) so sind, hat Maria sich nicht um die Antwort ihres Sohnes geschert und den Bediensteten des Kellermeisters gesagt: „Was er, Jesus, euch sagt, das tut!“ – Und das rettet das Fest:

Es standen aber dort sechs steinerne Wasserkrüge für die Reinigung nach jüdischer Sitte,
und in jeden gingen zwei oder drei Maße.
Jesus spricht zu ihnen: Füllt die Wasserkrüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis obenan.
Und er spricht zu ihnen: Schöpft nun und bringt’s dem Speisemeister! Und sie brachten’s ihm.
Als aber der Speisemeister den Wein kostete, der Wasser gewesen war, und nicht wusste, woher er kam – die Diener aber wussten’s, die das Wasser geschöpft hatten –, ruft der Speisemeister den Bräutigam und spricht zu ihm: Jedermann gibt zuerst den guten Wein
und, wenn sie trunken sind, den geringeren; du aber hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten.
Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an ihn.

Da, wo Jesus ist, ist die Fülle des Lebens zu finden: Zeichenhaft im Wein, für den Jesus bei der Hochzeit in Kana sorgt. Und auf ganz vielfältige Weise sonst, wie Johannes es in den folgenden Kapiteln seines Evangeliums weiter berichtet. Gottes Reich ist nicht nur irgendwann und fern – es ist mitten unter uns. Maria, die Mutter Jesu, hat mit ihrer Aufforderung auf den Punkt gebracht, was das Fest retten würde: „Was er, Jesus, euch sagt, das tut!“

Das rettet auch unser Fest des Lebens. Ich weiß aber nicht, wie es Ihnen und Euch geht, wenn Sie das hören: „Was er euch sagt, das tut!“ Irgendwie wissen wir natürlich alle: Was Jesus uns zu sagen hat, das ist gut und hilft uns zum Leben. Aber es hört sich doch viel zu einfach an: „Mach doch einfach, was er euch sagt!“ Ja, aber was denn? Und wie? Ich sehe 2 Antworten:
Eine kommt von Jesus aus der Bibel. Es ist seine Antwort auf die Frage nach dem höchsten Gebot.

Du sollst Gott, den Herren, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt und deinen Nächsten wie die selbst.

Und die andere Antwort finde ich in einem kleinen Text aus der Coronazeit im Frühjahr unter der Überschrift „Nicht alles ist abgesagt …“, das ich für heute gerne positiv formulieren möchte:

Sonne ist angesagt – Frühling ist angesagt,
Liebe ist angesagt – Lesen ist angesagt,
Zuwendung ist angesagt.
Musik ist angesagt – Phantasie ist angesagt
Freundlichkeit ist angesagt
Gespräche sind angesagt
Hoffnung ist angesagt – Beten ist angesagt …

All das ist angesagt. All das ist möglich! Und all das bringt uns in unserer Mitmenschlichkeit weiter; ist das, was Jesus uns sagt, was wir tun sollen. Und noch viel mehr. Die Liste lässt sich mit so vielem verlängern, was uns in diesen Zeiten zu mehr Menschlichkeit verhilft. So wird und bleibt das Leben trotz aller Einschränkung, trotz allem Leid und mancherlei Traurigkeit ein Fest, sein Fest mit uns. Amen.

Bibeltext: Johannes 2,1-11 (wörtlich zitiert aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart)