Kategorie: Kirchentag

  • Auf dem Deutschen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg habe ich ein digitales Tagebuch auf Instagram geführt.

  • Unter Verwendung des Predigtimpulses von Aylin Sayin aus dem Materialheft zum Kirchentagssonntag 2023 (https://www.kirchentag.de/kirchentagssonntag)

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.

    Der Prediger steht am Redepult, hält das Handy vor sich und schaltet die Kamera ein.

    Liebe Gemeinde! Geschwister in Christus!
    Das kennen doch ganz viele von uns: Da will man doch nur den wunderschönen Sonnenuntergang oder besser noch die schöne Kirche fotografieren, doch das Handy schaltet die Frontkamera ein und man sieht sich selbst – natürlich von der besten Seite … im besten Licht, im schönsten Winkel und denkt sich im ersten Moment: Wer bitte ist diese Person?! Noch besser aber sind die Momente, in denen man dann noch aus Versehen ein Bild macht, weil die Sonne so stark auf das Display scheint, man nichts sieht und erst später dieses „wundervolle“ Porträt von sich in der Galerie findet.

    Selfiemodus. Im Selfiemodus. Fokus auf mich und ich zeige mich von der besten Seite? Mein Leben soll ja perfekt sein; denn ich meine, bei den anderen auf Instagram oder auf Facebook oder sonst wo im Netz ist es ja auch so. Ich sehe Urlaubsfotos, Bilder von großen Feiern, von einer prachtvollen Hochzeit, Fotos von Menschen, die anscheinend jeglichen Idealen entsprechen. – Und dann sehe ich das aus Versehen aufgenommene Selfie von mir und denke: Au weia! Das ist ja zum Heulen! Und so fängt der Strudel an, die Gedanken kreisen, reißen und schreien und ich stehe im Mittelpunkt, ich muss im Mittelpunkt stehen. Mein Leben soll genauso perfekt sein, doch wie komme ich da hin?

    Selfiemodus. Im Selfiemodus. Im Selfiemodus gefangen. Gefangen, denn ich laufe Gefahr, nichts anderes außer mir noch wahrzunehmen. Ich konzentriere mich auf mich, versuche die perfekte Figur zu bekommen, meine Beziehung zu stärken, meine Karriere zu verfolgen und mir trotzdem Auszeit zu gönnen, denn Me-Time soll ja gut sein – hab ich gelesen. Vernachlässige Sachen, die ich wirklich mag, die mich wirklich ausmachen. Verfolge nur einen Plan, renne der Stimme des Navis stumpf hinterher und frage mich irgendwann: Wer bin ich eigentlich? Was will ich wirklich für mich? Und wer ist überhaupt neben mir? Denn was ich auf Instagram nicht sehe, das ist das Nicht-Perfekte, sind die Sorgen, sind die Pickel, die realen Figuren und die Tränen, das reale Leben!

    An dieser Stelle ein Blick auf den Predigttext des heutigen Sonntags – nur 2 Verse aus dem 1. Kapitel des Markusevangeliums:
    14 Nachdem aber Johannes überantwortet wurde, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

    Moment – Evangelium – was ist das eigentlich? Als Wort übersetzt ist es die „gute und damit die frohe Botschaft“; und gemeint ist die „frohe Botschaft“, die von Gott kommt und die Gott zum Inhalt hat: nämlich die Liebe Gottes zu uns Menschen – so wie sie in der Taufe zum Tragen kommt, wenn über einem Menschen der Segen Gottes ausgesprochen wird; so wie diese Liebe erfahrbar wird, wenn wir im Abendmahl Jesus Christus unter uns teilen – in Brot und Kelch.

    Die Botschaft von der Liebe Gottes – Papier ist geduldig und Wörter gibt es wie Sand am Meer. Die Liebe Gottes aber hat ein menschliches Gesicht; das ist Jesus, in dem sich Gott auf unsere Welt eingelassen und in diese Welt gekommen ist. Doch ist dieses Gesicht auch nicht perfekt wie bei Instagram – lassen wir uns nicht von den romantischen Jesusdarstellungen täuschen – im Gesicht Jesu spiegelt sich die ganze Freude, aber auch das ganze Leid der Menschen. Dieser Jesus steht für die Liebe Gottes zu uns.

    Das „glauben“ wir. Und damit steht schon wieder ein so wichtiges Wort in diesem Text: „Glauben“. Es heißt nicht: „Ich vermute, weil ich mir nicht sicher bin. Ich glaube, morgen scheint die Sonne.“ Es heißt auch nicht: „Weil ich glaube, höre ich auf zu denken.“ Es heißt vielmehr das, was Menschen einander sagen, wenn sie sich gegenseitig ganz sicher sind: „Ich vertraue dir!“ Dieser „guten Nachricht“, dieser „frohen Botschaft“ dürfen wir vertrauen

    Und dann ist da noch so ein Wort in der Lutherübersetzung, das zu den beiden ersten Worten so gar nicht passen will: „Tut Buße!“ Und in mir schüttelt sich alles, weil das, was Luther da mit „Buße tun“ übersetzt hat und was wir dann sofort mit Strafe, mit irgendwelchen Bußritualen verbinden, übersetzt einfach nur „umkehren“ heißt. Das heißt nicht, dass wir einfach alles tun dürften und dafür keine Verantwortung übernehmen müssten; mitnichten. „Umkehren“ heißt gerade „Verantwortung übernehmen“, indem ich meinen falschen Weg verlasse und mich dem wieder zuwende, was uns verheißen ist: der Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus erschienen ist.

    Denn Jesus sagt: „Gottes Reich ist nahe herbeigekommen.“ Ich frage mich bei dieser Formulierung immer: Wie weit ist es denn noch entfernt: einen Kilometer oder zwei? Eine Woche braucht es noch oder doch noch hundert Tage oder hundert Jahre? „Nahe“ ist ja relativ. Ich bin überzeugt: Es ist alles viel direkter – das Reich Gottes ist so nah, wie ein Mensch einem anderen Menschen nur kommen kann. Wir sind von ihm berührt; wir müssen diese Berührung nur wahrnehmen und zulassen!

    Der Prediger wechselt den Ort nach hinten, sodass alle/viele Besucher:innen sich umdrehen müssen und hält das Handy wieder vor sich und schaltet die Kamera ein.

    Selfiemodus. Im Selfiemodus. Im Selfiemodus gefangen. Moment! Ich switche den Selfiemodus. Drücke eine Taste – UMKEHREN – die Außenkamera, die Hauptkamera öffnet sich und ich sehe: Euch! Sehe die Menschen, die neben und vor mir sind, sehe in die Gesichter, sehe Emotionen: Geschichten, Ängste und Freude. Ja, JETZT IST DIE ZEIT. Jetzt ist der Kairos, wie es im Griechischen heißt: der günstige Moment; da, wo alles zusammenkommt und passt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Gott ist uns ganz nahegekommen. Jetzt ist die Zeit umzukehren. Den Button zu drücken, von der Frontkamera zur Hauptkamera zu wechseln. Jetzt ist die Zeit, vom Selfiemodus zum Weltmodus zu switchen.

    Und – versteht das nicht falsch – sich Zeit für sich zu nehmen, sich wirklich zu fragen, was man möchte und wofür man steht, ist genau an dieser Stelle unglaublich wichtig. Jesus wird später sagen: „Das Wichtigste, die höchste Lebenswegweisung Gottes ist: Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst.“ Aber wir dürfen doch nicht in uns selbst gefangen sein. Lassen wir uns vom Selbstoptimierungswahn nicht blenden. Lassen wir uns einander sehen – uns selbst und nicht die heilige Ausgabe von uns bei Instagram. Lasst uns füreinander einstehen, die eigenen Bedürfnisse nicht immer an erster Stelle stehen lassen, die Sorgen der anderen wahrnehmen – auch wenn wir selbst nicht betroffen sind. Lasst uns das Weltgeschehen als das Geschehen unserer Welt betrachten, nicht alles verdrängen, weil es „zu weit weg ist“, weil es andere gäbe, die eher und mehr tun müssten. Sondern: Lasst uns hinschauen, unser eigenes Wirken überdenken und handeln.

    Der Prediger geht wieder zur Startposition zurück.

    Jesus spricht: „Jetzt ist die Zeit: Gottes gerechte Welt ist nahe. Kehrt um und vertraut der frohen Botschaft!“
    Umkehren.
    Umkehren des Selfiemodus.
    Umkehren der eigenen Position, des eigenen Blickwinkels, der Sichtweise, der Perspektive.
    Denn: Jetzt ist die Zeit.
    Jetzt ist die Zeit: zu weinen, zu schreien, zu trauern – wegen all dem, was auf der Welt passiert und bei einem persönlich.
    Jetzt ist die Zeit: zu lieben, zu lachen, zu achten – auf andere und auf sich selbst.
    Jetzt ist die Zeit – zu vertrauen.
    Jetzt ist die Zeit – UMZUKEHREN.

    Amen.

  • Jetzt ist die Zeit –Das ist die Losung aus Markus 1,15 für den 38. Deutschen Evangelischen Kirchentag Nürnberg

    Foto: DEKT 2021
  • Am 16.5.2021, hat das Video für die Region Porta-Süd aus Möllbergen zum 3. Ökumenischen Kirchentag um 10.00 Uhr bei Youtube auf https://youtu.be/g5dCflikx6E Premiere.

    Im Mittelpunkt stehen die Kirchentagslosung „schaut hin“ aus Markus 6,38 und der Predigttext für den Schlussgottesdienst des ÖKT aus Jesaja 51,1-5. Und natürlich dürfen Lieder vom Kirchentag nicht fehlen. Herzliche Einladung!

    Danke an Elke Gloerfeld und Michael Zachrai, Jonathan Dräger und Lucas Schierbaum!

    Wer mag, kann natürlich auch den Schlussgottesdienst vom ÖKT im ZDF sehen und dann anschließend oder später unseren Gottesdienst auf Youtube genießen.

    Zur Kollekte:

    An diesem Sonntag wird die Kollekte für Projekte mit Arbeitslosen gesammelt. Nutzt für die Gabe der Kollekte bitte die Onlinemöglichkeit unter https://www.kollekte-online.de/ 

  • Nach dem Beginn mit dem Himmelfahrtsgottesdienst über den Dächern von Frankfurt geht er in den kommenden Tagen noch weiter: der 3. Ökumenische Kirchentag in und aus Frankfurt.

    Vor allem am Samstag gibt es ein ganz vielfältiges Online-Programm auf www.oekt.de

    Und auch in „meinem“ Ev. Kirchenkreis Vlotho gibt es am Freitag, am Samstag und auch noch am Sonntag ein vielfältiges coronakonformes Programm. Dazu alles Wissenswerte im Flyer oder auf https://www.kirchenkreis-vlotho.de/arbeitsfelder/kirchentag/

    Ganz besonders weise ich auf die 14 Fahrradziele im Kirchenkreis hin. Eine Übersicht mit den Adressen und Koordinaten gibt es hier: KK-Vlotho-Radtour_ÖKT-dezentral+digital_Download oder auf der Kirchenkreisseite unter: https://www.kirchenkreis-vlotho.de/arbeitsfelder/kirchentag/fahrradtour/