• 2024 – ein neues Jahr

    Foto: Altarkreuz in St. Jakob in Nürnberg – Gestaltung: © PaToWi 2023

    Euch allen ein gesegnetes Jahr 2024!

  • Osternacht 2023

    Auch in diesem Jahr wieder in der Möllberger Kirche:
    Feier der Osternacht
    am 9. April 2023 um 6.00 Uhr
    (Originalgrafik: Gerd Altmann auf pixabay.com)

  • Karwoche und Ostern

    Und das sind „meine“ Gottesdienste:

    GRÜNDONNERSTSAG – 6. April
    19.00 Uhr Holtrup (mit Abendmahl)

    KARFREITAG – 7. April
    9.30 Uhr Möllbergen (mit Abendmahl)

    OSTERNACHT – 9. April
    6.00 Uhr Möllbergen
    (mit Abendmahl und anschließendem Frühstück)

    OSTERSONNTAG – 9. April
    9.30 Uhr Holtrup (mit Abendmahl)

    OSTERMONTAG – 10. April
    9.30 Uhr Möllbergen (mit Abendmahl)

    Es ist ein großes Privileg, diese Gottesdienste als ein großes Ganzes feiern zu dürfen!

  • Predigt zum Kirchentagssonntag 2023 am 5. Februar

    Unter Verwendung des Predigtimpulses von Aylin Sayin aus dem Materialheft zum Kirchentagssonntag 2023 (https://www.kirchentag.de/kirchentagssonntag)

    Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.

    Der Prediger steht am Redepult, hält das Handy vor sich und schaltet die Kamera ein.

    Liebe Gemeinde! Geschwister in Christus!
    Das kennen doch ganz viele von uns: Da will man doch nur den wunderschönen Sonnenuntergang oder besser noch die schöne Kirche fotografieren, doch das Handy schaltet die Frontkamera ein und man sieht sich selbst – natürlich von der besten Seite … im besten Licht, im schönsten Winkel und denkt sich im ersten Moment: Wer bitte ist diese Person?! Noch besser aber sind die Momente, in denen man dann noch aus Versehen ein Bild macht, weil die Sonne so stark auf das Display scheint, man nichts sieht und erst später dieses „wundervolle“ Porträt von sich in der Galerie findet.

    Selfiemodus. Im Selfiemodus. Fokus auf mich und ich zeige mich von der besten Seite? Mein Leben soll ja perfekt sein; denn ich meine, bei den anderen auf Instagram oder auf Facebook oder sonst wo im Netz ist es ja auch so. Ich sehe Urlaubsfotos, Bilder von großen Feiern, von einer prachtvollen Hochzeit, Fotos von Menschen, die anscheinend jeglichen Idealen entsprechen. – Und dann sehe ich das aus Versehen aufgenommene Selfie von mir und denke: Au weia! Das ist ja zum Heulen! Und so fängt der Strudel an, die Gedanken kreisen, reißen und schreien und ich stehe im Mittelpunkt, ich muss im Mittelpunkt stehen. Mein Leben soll genauso perfekt sein, doch wie komme ich da hin?

    Selfiemodus. Im Selfiemodus. Im Selfiemodus gefangen. Gefangen, denn ich laufe Gefahr, nichts anderes außer mir noch wahrzunehmen. Ich konzentriere mich auf mich, versuche die perfekte Figur zu bekommen, meine Beziehung zu stärken, meine Karriere zu verfolgen und mir trotzdem Auszeit zu gönnen, denn Me-Time soll ja gut sein – hab ich gelesen. Vernachlässige Sachen, die ich wirklich mag, die mich wirklich ausmachen. Verfolge nur einen Plan, renne der Stimme des Navis stumpf hinterher und frage mich irgendwann: Wer bin ich eigentlich? Was will ich wirklich für mich? Und wer ist überhaupt neben mir? Denn was ich auf Instagram nicht sehe, das ist das Nicht-Perfekte, sind die Sorgen, sind die Pickel, die realen Figuren und die Tränen, das reale Leben!

    An dieser Stelle ein Blick auf den Predigttext des heutigen Sonntags – nur 2 Verse aus dem 1. Kapitel des Markusevangeliums:
    14 Nachdem aber Johannes überantwortet wurde, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!

    Moment – Evangelium – was ist das eigentlich? Als Wort übersetzt ist es die „gute und damit die frohe Botschaft“; und gemeint ist die „frohe Botschaft“, die von Gott kommt und die Gott zum Inhalt hat: nämlich die Liebe Gottes zu uns Menschen – so wie sie in der Taufe zum Tragen kommt, wenn über einem Menschen der Segen Gottes ausgesprochen wird; so wie diese Liebe erfahrbar wird, wenn wir im Abendmahl Jesus Christus unter uns teilen – in Brot und Kelch.

    Die Botschaft von der Liebe Gottes – Papier ist geduldig und Wörter gibt es wie Sand am Meer. Die Liebe Gottes aber hat ein menschliches Gesicht; das ist Jesus, in dem sich Gott auf unsere Welt eingelassen und in diese Welt gekommen ist. Doch ist dieses Gesicht auch nicht perfekt wie bei Instagram – lassen wir uns nicht von den romantischen Jesusdarstellungen täuschen – im Gesicht Jesu spiegelt sich die ganze Freude, aber auch das ganze Leid der Menschen. Dieser Jesus steht für die Liebe Gottes zu uns.

    Das „glauben“ wir. Und damit steht schon wieder ein so wichtiges Wort in diesem Text: „Glauben“. Es heißt nicht: „Ich vermute, weil ich mir nicht sicher bin. Ich glaube, morgen scheint die Sonne.“ Es heißt auch nicht: „Weil ich glaube, höre ich auf zu denken.“ Es heißt vielmehr das, was Menschen einander sagen, wenn sie sich gegenseitig ganz sicher sind: „Ich vertraue dir!“ Dieser „guten Nachricht“, dieser „frohen Botschaft“ dürfen wir vertrauen

    Und dann ist da noch so ein Wort in der Lutherübersetzung, das zu den beiden ersten Worten so gar nicht passen will: „Tut Buße!“ Und in mir schüttelt sich alles, weil das, was Luther da mit „Buße tun“ übersetzt hat und was wir dann sofort mit Strafe, mit irgendwelchen Bußritualen verbinden, übersetzt einfach nur „umkehren“ heißt. Das heißt nicht, dass wir einfach alles tun dürften und dafür keine Verantwortung übernehmen müssten; mitnichten. „Umkehren“ heißt gerade „Verantwortung übernehmen“, indem ich meinen falschen Weg verlasse und mich dem wieder zuwende, was uns verheißen ist: der Liebe Gottes, die uns in Jesus Christus erschienen ist.

    Denn Jesus sagt: „Gottes Reich ist nahe herbeigekommen.“ Ich frage mich bei dieser Formulierung immer: Wie weit ist es denn noch entfernt: einen Kilometer oder zwei? Eine Woche braucht es noch oder doch noch hundert Tage oder hundert Jahre? „Nahe“ ist ja relativ. Ich bin überzeugt: Es ist alles viel direkter – das Reich Gottes ist so nah, wie ein Mensch einem anderen Menschen nur kommen kann. Wir sind von ihm berührt; wir müssen diese Berührung nur wahrnehmen und zulassen!

    Der Prediger wechselt den Ort nach hinten, sodass alle/viele Besucher:innen sich umdrehen müssen und hält das Handy wieder vor sich und schaltet die Kamera ein.

    Selfiemodus. Im Selfiemodus. Im Selfiemodus gefangen. Moment! Ich switche den Selfiemodus. Drücke eine Taste – UMKEHREN – die Außenkamera, die Hauptkamera öffnet sich und ich sehe: Euch! Sehe die Menschen, die neben und vor mir sind, sehe in die Gesichter, sehe Emotionen: Geschichten, Ängste und Freude. Ja, JETZT IST DIE ZEIT. Jetzt ist der Kairos, wie es im Griechischen heißt: der günstige Moment; da, wo alles zusammenkommt und passt. Wenn nicht jetzt, wann dann? Gott ist uns ganz nahegekommen. Jetzt ist die Zeit umzukehren. Den Button zu drücken, von der Frontkamera zur Hauptkamera zu wechseln. Jetzt ist die Zeit, vom Selfiemodus zum Weltmodus zu switchen.

    Und – versteht das nicht falsch – sich Zeit für sich zu nehmen, sich wirklich zu fragen, was man möchte und wofür man steht, ist genau an dieser Stelle unglaublich wichtig. Jesus wird später sagen: „Das Wichtigste, die höchste Lebenswegweisung Gottes ist: Gott lieben und den Nächsten wie sich selbst.“ Aber wir dürfen doch nicht in uns selbst gefangen sein. Lassen wir uns vom Selbstoptimierungswahn nicht blenden. Lassen wir uns einander sehen – uns selbst und nicht die heilige Ausgabe von uns bei Instagram. Lasst uns füreinander einstehen, die eigenen Bedürfnisse nicht immer an erster Stelle stehen lassen, die Sorgen der anderen wahrnehmen – auch wenn wir selbst nicht betroffen sind. Lasst uns das Weltgeschehen als das Geschehen unserer Welt betrachten, nicht alles verdrängen, weil es „zu weit weg ist“, weil es andere gäbe, die eher und mehr tun müssten. Sondern: Lasst uns hinschauen, unser eigenes Wirken überdenken und handeln.

    Der Prediger geht wieder zur Startposition zurück.

    Jesus spricht: „Jetzt ist die Zeit: Gottes gerechte Welt ist nahe. Kehrt um und vertraut der frohen Botschaft!“
    Umkehren.
    Umkehren des Selfiemodus.
    Umkehren der eigenen Position, des eigenen Blickwinkels, der Sichtweise, der Perspektive.
    Denn: Jetzt ist die Zeit.
    Jetzt ist die Zeit: zu weinen, zu schreien, zu trauern – wegen all dem, was auf der Welt passiert und bei einem persönlich.
    Jetzt ist die Zeit: zu lieben, zu lachen, zu achten – auf andere und auf sich selbst.
    Jetzt ist die Zeit – zu vertrauen.
    Jetzt ist die Zeit – UMZUKEHREN.

    Amen.

  • Predigt zum Partnerschaftssonntag 2023 am 29. Januar in Möllbergen

    Predigt über Galater 3,23-29

    P: „Bwana Yesu asifiwe“ G: Amen.
    Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.

    Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
    „Alles beginnt mit der Sehnsucht …“ – so beginnt ein Gedicht von Nelly Sachs. Sie schreibt weiter:

    Alles beginnt mit der Sehnsucht,
    Immer ist im Herzen Raum für mehr,
    für Schöneres, für Größeres.
    Das ist des Menschen Größe und Not:
    Sehnsucht nach Stille,
    nach Freundschaft und Liebe.
    Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
    dort bricht sie noch stärker auf.

    Ich glaube, wir alle kennen solche Sehnsucht aus unserem Leben: nach Geborgenheit, wenn wir uns bedrängt fühlen; nach Freiheit, wenn wir uns eingeengt fühlen; nach Klarheit, wenn wir uns unsicher und orientierungslos fühlen; nach Liebe, die uns unbedingt annimmt – Liebe, die uns ohne irgendwelche Bedingungen annimmt, Liebe, die es gibt, ohne dass wir dafür irgendwelche Voraussetzungen zu erfüllen haben.

    Die Bibel ist voll von solcher Sehnsucht, sie ist voll von Menschen, in denen solche Sehnsucht wohnt. Es ist zwar nicht immer die Sehnsucht nach Gott, die diese Menschen bewegt. Es ist aber immer Gott, der diese Menschen zur Erfüllung ihrer Sehnsucht führt. Ich erinnere an die Sehnsucht von Abraham und Sara nach einem Sohn; an die Sehnsucht von Jakob nach seiner Heimat, als er in der Fremde bei seinem Onkel Laban zwar reich, aber nicht glücklich geworden war; ich erinnere an die Sehnsucht von David nach der Königswürde und die von Salomo nach der Weisheit eines gerechten Herrschers. Die größte Sehnsucht ist die des Volkes Israel nach der Freiheit gewesen: So groß war diese Sehnsucht, dass sie eine Wanderung von 40 Jahren durch die Wüste überstanden hat: Damals, als Mose dieses Volk im Auftrag Gottes aus der Sklaverei in Ägypten in das gelobte Land geführt hatte; so groß war diese Sehnsucht, dass sie auch die Zeit des Exils in Babylon überdauert hat.

    Der Predigttext, den uns Frank Mtangi, der Superintendent des Kirchenkreises Tambarare für den Partnerschaftsgottesdienst in diesem Jahr herausgesucht hat, ist ohne eine solche Sehnsucht nicht zu verstehen. Der, in dem diese Sehnsucht gewohnt hat, ist der Apostel Paulus. Und die Sehnsucht, die in ihm war, teilte er sich mit dem Johannesevangelisten, der wie Paulus davon überzeugt war: Diejenigen, die Jesus als den Christus erkennen, sind nicht mehr auf bestimmte Orte der Anbetung und damit der Sehnsucht angewiesen. Es wird keinen Ort mehr geben, der heiliger wäre, weil er allein der richtige ist; denn der Geist Gottes vereint die Gläubigen an allen Orten und aus allen Glaubensrichtungen – wie es der Johannesevangelist Jesus am samaritanischen Brunnen sagen lässt, wie er es Jesus im Hohepriesterlichen Gebet an seinem letzten Abend sagen lässt: dass alle, die an Jesus glauben, eins sind. Und diese Einigkeit derer, die sich auf Jesus Christus berufen, ist verbunden mit einer ganz besonderen Freiheit. Der Predigttext steht im Brief des Paulus an die Gemeinden in Galatien im 3. Kapitel:

    23 Ehe aber der Glaube kam, waren wir unter dem Gesetz verwahrt und eingeschlossen, bis der Glaube offenbart werden sollte. 24 So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden. 25 Da nun der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister.
    26 Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. 27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. 28 Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. 29 Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben.

    aus: Die Bibel nach Martin Luthers Übersetzung – revidiert 2017, © 2017, Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

    Liebe Gemeinde! Auch in Paulus lebt diese Sehnsucht nach Freiheit – allerdings ist es keine staatlich-politische Freiheit, sondern eine geistlich-seelische Freiheit, die ihm an der christlichen Botschaft so wichtig ist: Diejenigen, die – wie Paulus es sagt – in Christus sind, sind an die Zwänge einer unfrei machenden Gesellschaftsordnung nicht mehr gebunden, obwohl sie noch in dieser Gesellschaftsordnung leben. Paulus spricht ja ganz deutlich von einem Zuchtmeister der gesellschaftlichen Zwänge, die das Leben der Gemeindeglieder bestimmt haben, bevor sie zum Glauben und der christlichen Gemeinschaft dazu gekommen sind. Und eben diese gesellschaftlichen Zwänge und Unfreiheiten bleiben da außen vor, wo christliche Gemeinschaft Wirklichkeit wird.

    Das heißt für Paulus natürlich nicht, dass es keine Regeln mehr geben würde. Paulus weiß die Weisungen Gottes mit den 10 Geboten ebenso zu schätzen wie die staatlichen Ordnungen, die ein Leben in Frieden und Freiheit ermöglichen. Paulus geht es um die Freiheit der Kinder Gottes, nach der es nicht nur keine Unterschiede mehr gibt, die Christinnen und Christen trennen; sie alle sind vielmehr in Christus eins. Paulus nennt als Beispiele drei Gegensatzpaare aus seiner damaligen gesellschaftlichen Lebenswelt: Juden und Heiden, Männer und Frauen, Sklaven und Freie.

    Wir heute haben auch andere Gegensatzpaare vor Augen, die in Christus aufgehoben sind. Ich denke besonders an das Verhältnis von Christinnen und Christen aus Europa und Afrika, das lange als ein sehr einseitiges Abhängigkeitsverhältnis verstanden wurde: Die reichen Europäer brachten den armen Afrikanern den richtigen Glauben und die europäische Art zu leben. Nichts wäre im Licht des Predigttextes falscher als ein solches Ungleichgewicht. Wir haben keinen Patenkirchenkreis, wir sind Partner und bereichern uns gegenseitig in unserem Glauben und unserem Leben.

    Was das Verhältnis von Frauen und Männern in der Kirche angeht, haben alle – Europäer wie Afrikaner – noch Luft nach oben. Wir sind auf dem Weg, aber immer wieder stolpern wir alle über noch eingefahrene Muster – trotz einer Superintendentin oder einer weiblichen Präses; und obwohl es auch im Kirchenkreis Tambarare inzwischen Pfarrerinnen gibt.

    Im Vergleich zu Paulus sind wir heute im 21. Jahrhundert aber einen großen Schritt weiter: Der Apostel konnte sich ein Leben ohne Sklaverei nicht vorstellen; für ihn war aber auch eine Kirche unvorstellbar, die die gesellschaftlichen Ordnungen mitbestimmen könnte. Und deshalb war es auch nur auf der geistlich-gemeindlichen Ebene möglich, dass es keinen Unterschied mehr zwischen Sklaven und Freien geben sollte; im realen gesellschaftlichen Leben blieben Sklaven Sklaven und Freie Freie.

    Heute gibt es zwar offiziell keine Sklaven mehr, die Wirtschaftssysteme – gerade auch im Verhältnis von Afrika und Europa – sind aber leider so, dass es den einen – den Europäern – auf Kosten der anderen – der Afrikaner – bedeutend besser geht. Aus den geistlichen Erfahrungen der Gemeinschaft müssen und können dann auch Veränderungen zu einem anderen politischen und wirtschaftlichen Verhältnis wachsen. Als christliche Kirche in ökumenischer Weite können wir heute – immer noch – gesellschaftliche Ordnungen und Einstellungen prägen.

    Es gehört wohl unbedingt zur Sehnsucht der christlichen Gemeinde, bei aller Unterschiedlichkeit der Lebensbedingungen und anderen äußeren Umstände auf einer geistlichen Ebene eins zu werden und aus dieser gelebten Freiheit der Kinder Gottes heraus das Lob Gottes zu singen und zu sagen. Und aus diesem gemeinsamen Lob Gottes wird immer die neue Sehnsucht wachsen, den Schwestern und Brüdern am jeweils anderen Ende der Welt nahe zu sein und ihnen zu einem guten Leben zu helfen: die Menschen im Kirchenkreis Tambarare uns und wir den Menschen im Kirchenkreis Tambarare.

    Dieses Mehr an Sehnsucht hatte schon Nelly Sachs in ihrem Gedicht beschrieben. Sie stellt die Sehnsucht der Menschen nach Gott der Sehnsucht Gottes nach den Menschen an die Seite und endet mit einer Bitte:

    Alles beginnt mit der Sehnsucht,
    Immer ist im Herzen Raum für mehr,
    für Schöneres, für Größeres.
    Das ist des Menschen Größe und Not:
    Sehnsucht nach Stille,
    nach Freundschaft und Liebe.
    Und wo Sehnsucht sich erfüllt,
    dort bricht sie noch stärke auf.
    Fing nicht auch Deine Menschwerdung, Gott,
    mit dieser Sehnsucht nach dem Menschen an?
    So lass nun unsere Sehnsucht
    damit anfangen,
    Dich zu suchen,
    und lass sie damit enden,
    Dich gefunden zu haben.

    Gott suchen und finden? Wo, wenn nicht in denen, die Gott uns zu unseren Nächsten macht: vor allem auch in den Geschwistern in Tambarare. Amen.