Predigt am 1. Sonntag nach Epiphanias – 9. Jan. 2022

Der Predigttext Jesaja 42,1-9 wurde zuvor als Schriftlesung vorgetragen.

Liebe Gemeinde!
„Mein Name ist Bond, James Bond!“ – Ich bin mir sicher: Wir alle kennen diese Vorstellung. Auch wenn ich sie bestimmt nicht so cool rüber bringen kann wie Daniel Craig, Roger Moor und Jean Connery oder ihre jeweiligen Synchronsprecher. Aber wir haben sofort diesen überaus smarten und selbstbewussten Typen vor Augen, für den es die größte Ehre ist, im Dienst ihrer Majestät, der Königin von England, seinen Job zu tun.

Warum James Bond? An seiner Figur wird ganz schnell deutlich, was es mit dem Knecht auf sich hat, von dem im Jesajabuch im heutigen Predigttext gesprochen wird: Es geht bei der Vorstellung dessen, der oder die da in Gottes Dienst steht, nicht um irgendeine Tätigkeit, die als der letzte Dreck anzusehen wäre. So etwas haben viele Menschen aber im Kopf, wenn sie das Wort Knecht hören: willfährige Unterordnung und zu dreckigen Diensten angestellt. Bis hin zu Bezeichnungen wie „Kriegsknecht“ oder „Folterknecht“ verschlimmert sich das Bild vom Knecht. Weil das so ist, heißen die Angestellten in der modernen Landwirtschaft heute auch „Fachkraft Agrarservice“ und eben nicht mehr Knecht.

Wenn dann aber in der Bibel dieses Wort auftaucht, haben wir diese negativen Vorstellungen auch im Kopf. Aber der da von Gott vorgestellt wird, ist alles andere als so einer, der die unwürdige Drecksarbeit tun soll. Der Dienst, um den es geht, ist attraktiv; er ist eine Ehre, denn er hat Anteil an der Ehre des Auftraggebers – bei James Bond ist das die Ehre der britischen Königin, bei dem eved Adonai, wie es im Hebräischen heißt, ist es die Ehre Gottes, die diesem Amt und diesem Dienst seinen Glanz gibt.

Dieser eved Adonai ist nicht der einzige im Dienst Gottes. Aber er ragt als Figur unter allen Dienern Gottes in besonderer Weise heraus: obwohl – oder gerade, weil sein Name nicht bekannt ist. Vielmehr scheint Gottes Geistkraft immer wieder diese oder jenen dazu zu berufen. Und diese Gestalt ist mit höchster Machtfülle ausgestattet – in heutigen Wirtschaftsworten: mit allen Vollmachten, mit dem Recht, im Namen der Leitung des Unternehmens internationale Bündnisse zu schließen: das göttliche Recht unter die Heiden zu bringen.

Diese Aufgabe geschieht dann – um noch einmal auf James Bond zurückzukommen – geradezu undercover: unter der Decke der Verschwiegenheit: kein Schreien und Rufen, kein Reden mit Macht, denn es, das Tun Gottes, wird nicht „durch Heer oder Kraft“ geschehen, sondern durch Gottes Geist, wie schon der Prophet Sacharja weiß. Entscheidend ist: Der eved Adonai redet nicht, er tut!

Und was tut er? Auch hier steht an erster Stelle etwas ganz anderes, als wir es erwarten würden. Es sind keine Riesenaktionen, es ist kein Aktionismus. Mit den Bildern vom Bewahren des geknickten Rohrs und des glimmenden Dochtes, die es als Bildworte bis in die weltliche Sprache geschafft haben, wird deutlich: Es geht dem eved Adonai um das Recycling des eigentlich schon als unbrauchbar Abgeschriebenen. Sind wir nicht ganz schnell dabei, das auszusortieren, was geknickt ist, was nicht mehr genug Strahlkraft hat? Ist es nicht oft auch bei den Menschen so: Menschen, die geknickt sind: die enttäuscht, frustriert, gekränkt verletzt sind, werden aussortiert?

Dem widersetzt sich der eved Adonai: Er macht aus dem, was aussortiert wird, eine Wertstoffsammlung, aus der Neues entstehen kann: die alte, aussortierte Schöpfung, wird durch ihn verwandelt. Nichts und niemand wird ihm verloren gehen! Die Lampen mit den glimmenden Dochten bekommen neues Öl und damit neue Strahlkraft. Also nicht nur Recycling, sondern Upcycling im besten Sinn des Wortes!

Das alles geschieht durch ein neues Rechtssystem, das aus Gnade und Barmherzigkeit besteht: „Was braucht jedes Geschöpf zum Leben, was wird seinem Bedarf gerecht?“ – das ist die entscheidende Frage: Gnade ist das elementare Lebensrecht, das für alle Geschöpfe gilt, für das es keine Vorleistungen braucht. Und diesem Lebensrecht aller Geschöpfe haben sich auch die anderen Geschöpfe unterzuordnen. Menschen werden in diesem System nicht begnadigt, sondern sie werden als begnadet angesehen. Es geht nicht um „Gnade vor Recht“, sondern um ein „gnädiges Recht“. Dieses Recht ist die Tora, die Israel bekommen hat: die Wegweisungen zu einem Leben in Gerechtigkeit: in sozialer und Bildungsgerechtigkeit, in Gender-, Generationen- und Klimagerechtigkeit. Die Inseln, die darauf warten, können wir getrost mit den Inseln im Südpazifik gleichsetzen, denen heute schon das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht. Dieses gnädige Recht der Tora ist auch der Ursprung für die allgemeinen Menschenrechte.

Liebe Gemeinde, wir feiern heute am 1. Sonntag nach dem Epiphaniasfest die Erinnerung an Jesu Taufe durch Johannes den Täufer. Höhepunkt dieser Geschichte ist aber nicht die Taufe selbst, sondern das, was im Anschluss geschieht: die Stimme, die zu hören ist und die Jesus zu seinem Dienst beruft: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ Jesus ist Sohn und damit das Kind Gottes. So wird die Jesaja-Stelle schon ganz früh aus dem Hebräischen ins Griechische übersetzt. Jesus ist mit diesen Worten nach der Taufe genau für seine Aufgaben im Dienst seines himmlischen Vaters berufen worden: zu diesem so besonderen, attraktiven und ehrenvollen Dienst an den Menschen und an der beschädigten, zerbrochenen Schöpfung: Jesus wird in seinem irdischen Wirken punktuell und zeichenhaft Gottes Herrschaft sichtbar und erfahrbar machen.

Und wenn Jesus im Tauf- und Missionsbefehl am Ende des Matthäusevangeliums seine Jünger beauftragt, an alle Menschen mit der Taufe das weiterzugeben, was er ihnen gegeben hat, dann bedeutet das schlicht und ergreifend: Auch alle Getauften sind zu diesem besonderen, attraktiven und ehrenvollen Dienst berufen. Wir werden uns nicht so vorstellen: „Mein Name ist Willimczik, Torsten Willimczik, ich habe die Ehre im Dienst Gottes unterwegs zu sein.“ Denn es ist nicht an uns, so etwas hinauszuposaunen – nicht in den Gassen zu schreien und zu rufen, wie es bei Jesaja heißt.

Aber es sollte unsere innere Haltung sein, mit der wir durchs Leben gehen: „Ich habe die Ehre im Dienst Gottes unterwegs zu sein.“ Dann wird es auch für uns selbstverständlich sein, geknicktes Selbstbewusstsein zu bewahren und neu aufzurichten, die glimmenden Dochte des Lebens von dem zu befreien, was sie zu ersticken droht, das Recht Gottes gegen alles menschliche Unrecht hinauszutragen. Der Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit ist uns dazu durch in unserer Taufe nicht nur irgendwie zugesprochen worden: Es ist die Verheißung Jesu, dass diese Begabung real ist. Vertrauen wir darauf, dass sich das in unserem Dienst immer wieder neu bewahrheitet! Amen.

Die Predigt fußt auf der Predigtmeditation von Rainer Stuhlmann in den aktuellen Göttinger Predigtmeditationen (Gött. Predigtmed. 76, 105-112). Herzlichen Dank dafür!

Tambarare-Partnerschafts-Gottesdienst mit Taufe

„Bwana Yesu asifiwe!“

Mit dem tansanischen Gruß wird auch in diesem Jahr in den Kirchen unseres Kirchenkreises der Gottesdienst eröffnet werden. Und die Gemeinde wird (hoffentlich) mit einem lauten, kräftigen „Amen!“ antworten. Ja: „Gelobt sei Jesus Christus!“ (So heißt der tansanische Gruß übersetzt.) Auch in unserer Gemeinde wird an diesem Sonntag der Gottesdienst im Geiste der Partnerschaft mit den afrikanischen Freunden aus Tansania gefeiert, die den Gottesdienst für uns in diesem Jahr vorbereitet haben.

Im Holtruper Gottesdienst steht inhaltlich neben der Partnerschaft ein Bibeltext aus der Apostelgeschichte im Mittelpunkt: Die Erzählung über den Hauptmann Cornelius, in der Petrus weit über seine bisherigen Grenzen hinaus geführt wird. Apostelgeschichte 10,21-35 ist der eigentliche Predigttext, die anderen Abschnittes des 10. Kapitels kommen im weiteren Verlauf des Gottesdienstes vor.

Der dritte Schwerpunkt im Gottesdienst ist eine Taufe, mit der ein Mensch in die von Jesus Christus gestiftete Gemeinschaft aufgenommen wird. Hier trifft sich der Abschluss der Cornelius-Geschichte mit dem Sonntag im 21. Jahrhundert.

Herzliche Einladung:

  • am 26. Januar 2020
  • in der Holtruper Kirche
  • um 10.00 Uhr
  • Bilder von der letzten Partnerschaftsreise nach Tansania (2017) beim Kirchenkaffee

Am Sonntag gibt es wie immer Kindergottesdienst (im Gemeindehaus nach gemeinsamem Anfang).

Sandstraße an den Ost-Usambara-Bergen
Tambarare – Korogwe, Untergemeinde Bagamoyo

Gottesdienst am 2. Advent 2019

Am 8. Dezember feiern wir den 2. Sonntag im Advent. Die Überschrift über diesem Sonntag lenkt unseren Blick in eine doppelte Richtung: Wir erinnern uns daran,  dass Jesus gekommen ist und gleichzeitig wird uns vor Augen gemalt, dass er auch ein zweites Mal kommen wird. Und das ist der entscheidende Punkt: Christlicher Glaube ist nicht nur Betrachtung eines geschichtlichen Ereignisses vor 2000 Jahren. Im Gegenteil: Jesus kommt! Er kündigt es selbst mit dem Vers der Bibel an, der als Wochenspruch über der 2. Adventswoche steht:

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht. (Lukas 21,28)

Bei allem, was um uns herum geschieht, ist es ganz wichtig, den Blick zu heben und auf Jesus Christus zu sehen, um nicht Mut und Zuversicht zu verlieren. Denn unsere Welt insgesamt ist leider nicht so friedlich und schön, wie wir sie gerne hätten: Hunger und Krieg, Naturkatastrophen und sich immer mehr verstärkende extremistische Tendenzen prägen das Bild. Dem allen aber steht die Zusage Gottes entgegen: Er wird seine Welt erlösen!

Herzliche Einladung zum Gottesdienst:

  • in der Holtruper Kirche
  • um 10.00 Uhr
  • mit Taufe
  • anschließend: Büchertisch und Eine-Welt-Tisch
Kirche_mit_Kindern

Nach dem gemeinsamen Beginn in der Kirche ist im Gemeindehaus Kindergottesdienst.

Predigt am 8. Juli 2018

Predigt-Icon5Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.

Liebe Gemeinde!
Taufe – was ist das eigentlich, was bedeutet das? Es gibt ganz viele und ganz unterschiedliche Antworten auf diese Frage: Taufe ist Gottes JA zu einem Menschen, Taufe ist Aufnahme in die Gemeinde; neben dem Abendmahl ist die Taufe das zweite Sakrament der Kirche der Evangelischen Kirche; Taufe bedeutet für viele auch so etwas wie eine Art Schutzschild oder Schutzmantel für den Menschen.

Was Taufe auch bedeutet, sagt die Geschichte vom äthiopischen Kämmerer auf eine – wie ich finde – ganz eindrückliche und doch so einfache Weise: „Der Kämmerer zog aber seine Straße fröhlich.“ Seine Straße – also den weiteren Weg des Lebens– fröhlich unterwegs sein – das bedeutet Taufe auch; neben allem, was theologisch dazu zu sagen ist, auch neben allem, was sich an volkstümlichen Vorstellungen mit dem Stichwort Taufe verbindet.

Was hatte der Mensch aus dem fernen Afrika nicht alles auf sich genommen, um mit diesem Gott in Kontakt zu kommen: der unglaublich weite Weg auf einem Wagen, der von Ochsen oder Pferden gezogen wurde; durch die Wüste Sinai, um dann am Ziel, dem Tempel in Jerusalem angekommen, feststellen zu müssen, dass er als Eunuch gar nicht bis in den eigentlichen Tempelbereich hinein durfte. Trotzdem hatte er sich nicht entmutigen lassen, hatte wohl eine Ahnung, dass dieser Gott Israels, von dem er schon so viel in seiner Heimat gehört hatte, nicht nur im Jerusalemer Tempel zu finden sein könnte, sondern auch in dem, was von ihm verkündigt wird – vor allem in den Schriften der Propheten.

Und so hatte er sich eine solche Rolle gekauft: den Propheten Jesaja. Dann war er wieder aufgebrochen – irgendwie mit dem Gefühl: Ja, er war Gott zwar irgendwie näher gekommen, aber eine richtig persönliche Beziehung hatte sich nicht entwickelt. Es war, als ob das Bindeglied zwischen ihm und Gott noch fehlen würde. Und dann hatte dieser Mann am Weg gestanden und aus einer Eingebung heraus hatte er ihn angesprochen. Und es war, als hätte sich ihm je länger sie gesprochen hatten, desto mehr der Himmel geöffnet. Für ihn war klar geworden: Dieser Jesus von Nazareth war das entscheidende Bindeglied zwischen ihm und Gott! Und die Taufe war die Möglichkeit für ihn, sich ganz fest mit diesem Jesus und damit mit dem Gott der Hebräer zu verbinden.

„Was hindert’s, dass ich mich taufen lasse?“ – Wenn ein Mensch davon überzeugt ist, dass die Verbindung zu Jesus für ihn ganz wichtig geworden ist, kann alles ganz schnell gehen.Erst späteren Generationen ist diese Bekehrung etwas zu schnell gegangen und sie waren der Meinung, dass doch wenigstens noch ein explizites Bekenntnis zu Jesus als dem Christus und Gottessohn nötig wäre. In einem späteren Einschub heißt es: Philippus aber sprach: Wenn du von ganzem Herzen glaubst, so kann es geschehen. Er aber antwortete und sprach: Ich glaube, dass Jesus Christus Gottes Sohn ist. Aber davon weiß Lukas nichts. Die Frage des Taufbewerbers ist für ihn Bekenntnis genug.

Und nachdem der Kämmerer seinen Jesaja gelesen und dann auch mit Hilfe des Philippus verstanden hatte, und nachdem er sich von dem Jünger Jesu hatte taufen lassen, könnte er vielleicht – doch das ist nicht bei Lukas überliefert – eine weitere Schriftrolle aus seinem Gepäck gezogen haben, die das Buch der Psalmen enthielt. Und er könnte bei einem Psalm an einer Stelle hängen geblieben sein, die sich bei ihm zu einer Melodie formte. Bei Psalm 82 hatte er mit dem Lesen begonnen und gleich der zweite Vers hatte seine Stimmung nach der Taufe auf ganz besondere Weise widergespiegelt.

Da heißt es: „Ja, ich will singen von der Gnade des Herrn und seine Wahrheit verkünden Tag für Tag.“ Und wir können diese freudige Stimmung des Kämmerers aufnehmen, denn dieser Psalmvers findet sich auch bei uns in unserem Gesangbuch. Die Art der Musik wird sicherlich ganz anders sein, als die vor fast 2000 Jahren; die Stimmung aber wird bestimmt ganz ähnlich sein. Lasst uns singen: „Ja, ich will singen von der Gnade des Herrn und seine Wahrheit verkünden Tag für Tag.“ Im Gesangbuch unter der Nummer 639; wie, das sagt uns Jonathan Dräger.

Lied 639 Ja, ich will singen

Liebe Gemeinde!
„Ja, ich will singen von der Gnade des Herrn und seine Wahrheit verkünden Tag für Tag.“ – In diesem Gottesdienst tun wir das heute in einer ganz besonderen Weise: mit Chor und Gemeinde, im Wechsel und gemeinsam. Singen als Ausdruck der Freude über Gottes Güte und Gnade, als Zeichen dafür, dass wir als getaufte Christen fröhlich und getrost durch unser Leben gehen können.

Und ich antworte: Natürlich hast Du recht, das so zu sagen. Und die schwierigen Momente des Lebens sollen hier bestimmt nicht kleingeredet oder unter den Teppich gekehrt werden. Diese Momente sind da und sie sind bestimmt nicht einfach zu tragen und zu ertragen. Auch der Kämmerer aus Äthiopien wird nach der Rückkehr in seine Heimat nicht immer nur Tage mit Sonnenschein erlebt haben: im realen und vor allem im übertragenen Sinn. Sein Leben wird wie bei uns von Traurigkeiten und von Freude, von Scheitern und Gelingen, von Niederlagen und Siegen, von Abschied und Neubeginn geprägt gewesen sein.

Manch einer mag dann sagen: „Moment mal! Das Leben ist doch kein Ponyhof! Da gibt es doch so viele Momente im Leben, in denen wir nicht glücklich sind, sondern traurig und niedergeschlagen, oder von Angst oder Schuld gelähmt sind. Da kann man doch nicht einfach nur lachend durch das Leben tanzen, als ob es diese dunkle Seite des Lebens gar nicht gäbe. Eine solche aufgesetzte Fröhlichkeit ist doch nur eine Maske und nicht echt.“

Aber: Es geht mir bei dem Satz „Der Kämmerer zog aber seine Straße fröhlich.“ nicht einfach nur um den Moment einer ausgelassenen Heiterkeit. Es geht mir um den Grundton, auf den unser Leben durch die Taufe gestimmt wird. Und das ist eben nicht der Ton der Mutlosigkeit und der Resignation; der Grundton unserer christlichen Existenz ist durch unsere Taufe und die uns damit zugesagte Liebe Gottes eben eine positive, eine fröhliche. Und durch diesen Grundton sind auch die Schattenseiten des Lebens tragbar. Wir sind gehalten in Gottes Hand. Das ist das Niveau unseres Lebens, unter das wir nicht sinken können. Ein Niveau, das eben nicht negativ werden kann.

Auch die Lieder, die wir heute Morgen singen und die von der Freude über die Güte Gottes angesichts der sommerlichen Natur erzählen, sparen die schwierigen Momente des Lebens ja nicht aus. „Geh aus mein Herz“ ist sogar eine Art Antidepressivum angesichts des Elends in der Welt. Aber eben nicht, weil es die Traurigkeiten des Lebens negiert, sondern weil es die Augen öffnen will für die Güte und Liebe, die Gott uns erweist.

Die Anrede in Paul Gehardts Lied „Mein Herz“ ist dabei auf eine wunderbare Weise doppeldeutig: Es kann eine Selbstanrede sein: Ich rede mein eigenes Herz als den Sitz meiner Gefühle an. So wie es in den Psalmen heißt: „Lobe den Herrn, meine Seele, und was in mir ist seinen heiligen Namen.“ Es kann aber mit der Anrede „Mein Herz“ auch ein anderer, ein geliebter Mensch sein, dem mein Herz in ganz besonderer Weise zugetan ist.

Da kommt der zweite Teil des Psalmverses zum Tragen: „Ich will Gottes Wahrheit verkünden Tag für Tag.“ Ja, wes das Herz voll ist, des geht der Mund über. Und ich bin sicher, dass der Kämmerer aus Äthiopien zuhause angekommen seine Freude nicht dem ostwestfälischen Klischee folgend alleine im heimischen Keller ausgelebt hat, sondern dass es seine Glaubensfreude und Zuversicht, die er erfahren hat, weitererzählt hat an alle, die es hören wollten. Wie schnell ist in der frühesten Christenheit in Ägypten und in Äthiopien von christlichen Gemeinden die Rede. Wer weiß, wie viele von ihnen auf diesen eine Mann zurückgehen, der sich so spontan wie überzeugt von Philippus hat taufen lassen!

Und wer weiß wie viele Menschen heute bei uns immer wieder zu dieser Glaubensfreude und Glaubensgewissheit kommen, weil Menschen da sind, die von ihrem eigenen fröhlichen Glaubensweg erzählen, der ihnen auch in schwierigen Lebenslagen einen Blick und einen Weg in die Zukunft eröffnet hat; weil Menschen da sind, die ihr Elternamt, die ihr Patenamt eben dazu nutzen, dass sie Gehilfen der Lebensfreude ihres Patenkindes werden. Es ist eine schöne und große Aufgabe, die eine ganz große Verheißung hat, denn Jesus spricht: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Amen.

Musikalischer Gottesdienst am 8. Juli 2018

Am 8. Juli ist der 6. Sonntag nach Trinitatis.
Der Sonntag und die folgende Woche widmen sich dem Thema
„Taufe“.

Durch die Taufe werden wir zu Kindern Gottes und zu seinem Volk berufen. So können wir den Weg unseres Lebens fröhlich gehen. Daran werden wir im Predigttext aus der Apostelgeschichte (ApG 8,26-40)  erinnert: Der Beamte der äthiopischen Königin erfährt für sich den Zuspruch Gottes durch Philippus und lässt sich spontan taufen.

Und wir werden als Jünger Jesu beauftragt, hinauszugehen, es Philippus nach zu tun und von der Liebe Gottes zu allen Menschen zu erzählen. Davon hören wir im Evangelium des Tages aus Matthäus 28,16-20. Und wir handeln danach und feiern Taufe.

Musikalisch wird dieser Gottesdienst ganz besonders werden, weil wir den Chor „Klangfarben“ zu Gast haben, der alleine und zusammen mit der Gemeinde die sommerliche Freude über die Güte Gottes zu den Menschen in Töne fassen wird. So werden auch wir dann unsere Straße wie der Äthiopier unseren Weg fröhlich gehen können.

Herzliche Einladung zum Gottesdienst:

  • 10.00 Uhr Gottesdienst mit Taufe und Chor in der Holtruper Kirche,
  • anschließend ist Kirchenkaffee
  • Kirche_mit_Kindern
    Am Sonntag ist allerdings kein Kindergottesdienst.