
Bwana Yesu asifiwe! Amen!
Gnade sei mit euch und Friede von Gott dem Vater und unserem Herrn Jesus Christus. Der Heilige Geist segne unser Reden und Hören. Amen.
Liebe Schwestern und Brüder in Christus!
Wir feiern Partnerschaftsgottesdienst und sind darin mit den Geschwistern in Korogwe und Hale, in Mkata und Muheza, in Mombo und Handeni, in Kilindi und Mshihwi und all den anderen Gemeinden verbunden: im Beten und Singen, im Hören auf Gottes Wort; aber auch indem wir Sorgen und Ängste, Schwierigkeiten und Probleme, aber auch Freude und Glück miteinander teilen – so unterschiedlich die Situation auch ist: in Tanzania und in Deutschland. Nicht zuletzt durch die Auswirkungen der Coronapandemie stehen wir vor ähnlichen Fragen.
In diese Situation hinein ist für diesen Partnerschaftsgottesdienst ein Abschnitt aus dem Römerbrief als Predigttext ausgewählt worden, der alles das aufnimmt und uns – hier im Kirchenkreis Vlotho wie im Kirchenkreis Tambarare – auf die richtige Spur setzen will.
Paulus schreibt im 5. Kapitel des Römerbriefes: Römer 5,1-5
Dieser Gottesdienst steht unter der Überschrift „Glaube, Hoffnung, Liebe“. Unser Glaube, also das Vertrauen zu Gott gründet in der Liebe, die er uns durch Jesus Christus gezeigt hat. Diese Liebe macht uns zu Schwestern und Brüdern und will unter uns wirken auch in unserer Partnerschaft, aber auch weit über unsere christliche Gemeinschaft hinaus als Salz der Erde und Licht der Welt. Weil wir der Liebe Gottes vertrauen können, sind wir auch in der Lage, zuversichtlich in die Zukunft auch dieses neuen Jahres zu schauen, in der Hoffnung, dass uns Gott auch in schwierigen Situationen Halt geben kann und will.
Schwierige Situationen – ich habe dabei die Szene von der Sturmstillung vor Augen, die – wie sie eben als Evangelium gelesen wurde – für die Jünger Jesu zu einer echten Belastungsprobe ihres Glaubens geworden ist: Ein Wirbelwind macht aus der beschaulichen Bootsfahrt ein wildes und gefährliches Durcheinander.
Wie geht es uns wohl, wenn unser Leben ganz plötzlich durcheinandergewirbelt wird und plötzlich nicht mehr so wirklich klar ist, wo vorne und hinten, links und recht, oben und unten ist? In diesem Zustand sehen sich wahrscheinlich viele Menschen, seit vor so ziemlich 2 Jahren Corona angefangen hat und die Menschen in ein Auf und Ab von Hoffen und Bangen geworfen hat.
Ich weiß: Corona oder andere Unglücke und Katastrophen sind nicht einfach Auslöser einer Glaubenskrise, aber Verunsicherungen oder Chaos im alltäglichen Leben wirken sich immer auch auf das Vertrauen auf Gott und den Glauben an Gott aus. Auch die Jünger haben Angst vor dem Sturm, der als Naturerscheinung erst einmal gar nichts mit dem Glauben an Gott zu tun hat.
Die Jünger haben die Orientierung verloren und sind in Panik angesichts der Wellen und des Windes. Jesus aber ist nicht gegenwärtig: Er schläft. Für die Jünger wirkt es so, als sei Jesus ganz weit weg; vielleicht ist es so, wie wir das empfinden, wenn wir heute Gottes lebendige Nähe nicht so nahe bei uns spüren. Die panische Unsicherheit der Jünger heißt doch: „Wir erwarten, dass Jesus auf dem Schiff etwas von sich aus tut. Er müsste doch sehen, dass wir in Bedrohung sind.“ Die panische Unsicherheit heute ist – glaube ich – ganz ähnlich: „Das, was unser Leben durcheinanderbringt, da müsste Gott doch handeln und uns direkt helfen!“
Die Frage Jesu an die Jünger: „Wo ist euer Glaube?“ zeigt an, auf was es ankommt: nicht auf die Sturmstillung durch ihn. Die erscheint mir eher wie ein nettes Zugeständnis an die Jünger. Auch im Sturm kommt es auf den Glauben, auf das Vertrauen auf Jesus und Gott an: als innere Haltung, mit der wir den äußeren Ereignissen begegnen. Aus dem Vertrauen auf Gottes Gegenwart erwachsen Möglichkeiten, mit den schwierigen, ja lebensbedrohlichen Situationen umzugehen. Denn das Vertrauen auf Gott schafft eine innere Distanz zum Geschehen um uns herum und verhindert, dass wir uns in Panik verlieren.
Paulus schreibt, dass wir durch den Glauben an Jesus Christus Frieden mit Gott haben. Das bedeutet: Wir stehen nicht draußen und es steht noch etwas zwischen und uns Gott, das uns von ihm trennt; es bedeutet vielmehr, dass wir – trotz aller Unsicherheit und aller Wirbelwinde, die es in unserem Leben gibt – in der Gemeinschaft mit ihm ganz fest verwurzelt und gegründet sind. Das lässt uns die Bedrohungen des Lebens mit der nötigen inneren Distanz betrachten und dann angehen; wir brauchen nicht in Panik zu verfallen, denn: Wir sind in Gottes Liebe geborgen und haben so einen gegründeten Standpunkt.
Das bedeutet allerdings nicht, dass wir die Hände in den Schoß legen könnten, um zu warten, bis Gott dann mal eingreift, so wie Jesus den Sturm gestillt hat, nachdem die Jünger ihn geweckt hatten. Es bedeutet vielmehr genau das Gegenteil: Im Vertrauen auf den sicheren Grund die Dinge ansehen, wie sie sind, und dann klug und umsichtig handeln, mit allen Möglichkeiten, die wir haben.
Paulus schreibt, dass wir Geduld haben können. Geduld zu haben meint für ihn, dass wir in den Bedrängnissen, die wir erleben ausharren, durchhalten und standhalten können, wie man das griechische Wort an dieser Stelle auch übersetzen kann. Und diese Erfahrungen des Standhaltens werden uns die nächsten Schritte gehen lassen: bestätigt durch die erfahrene Kraft des Heiligen Geistes.
Liebe Gemeinde!
Wir feiern heute die Gemeinschaft mit den Geschwistern in Tambarare. So weit die Menschen dort von uns auch entfernt sein mögen, wenn wir die Kilometer betrachten und die Stunden, die man braucht, um von hier zu ihnen zu kommen; wenn wir die Lebensumstände betrachten, die dort so ganz andres sind als bei uns; auch wenn wir die Art betrachten, wie dort der Glaube gelebt wird und welche Rolle Glauben und Gemeinde spielen: Wir sind durch eine Liebe miteinander verbunden, die uns alle ganz fest miteinander verbindet – über alle Unterschiede und Entfernungen hinweg: die Liebe, die Gott für uns hat. Durch sie sitzen wir gemeinsam in diesem einen großen Boot, das mit Jesus Christus unterwegs ist: vereint im glaubenden Vertrauen auf Gottes Nähe in Zeiten von Bedrängnis und fröhlicher Gegenwart, vereint in der Hoffnung auf Gottes Zukunft für uns und alle Menschen – in dieser Welt und darüber hinaus, vereint in der Liebe Gottes, die uns trägt und hält. Amen.